15 Apr

Gegen den Hass! #niewieder

Irgendwann in der Mittelstufe, vielleicht in Klasse 8, hat es mich fürchterlich genervt, dass sich gefühlt jedes Gedicht, jedes Bild, jede Kurzgeschichte und jeder Roman auf den Holocaust bezogen. Ich kannte das Thema, meine Familie war politisch links von der Mitte und hat das nie ausgeblendet. Aber es war überall und kam immer so schuldbeladen daher. Was konnte ich denn dafür? Reicht es nicht auch mal?

Dann kam Rostock-Lichtenhagen am Ende des Sommers 1992. Ich war gerade 15 geworden, sah diese Bilder, hörte diese Menschen. Asylpolitik war in aller Munde. Überfälle, Bombendrohungen, Brandanschläge – Asylbewerber und die Gebäude, in denen sie lebten, waren nicht sicher. Es kam zu den Mordanschlägen in Mölln und Solingen. Tote auf Grund von rechtsextremer Gewalt! Viele Bands, v.a. aber Die Ärzte und Die Toten Hosen gaben uns mit „Schrei nach Liebe“ und „Willkommen in Deutschland“ die passenden Lyrics zu unseren Sorgen, unseren Gegenwehrgefühlen, unserer Abscheu gegen die Täter, und die örtliche Antifa holte uns ab mit wirklich guten (hier auch immer gewaltfreien!) Aktionen und Protesten, bot Austausch und Ideen.

Ja, mein Herz schlug da schon links. Ich war entsetzt! Ich las, hörte, redete, demonstrierte. – Und gut 20 Jahre später hatte ich kleine Kinder, die „Schrei nach Liebe“ mit mir hörten und Fragen stellten.

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11 Jan

Sprache ist mächtig

„Wer hat wohl mehr Lust, sich zu engagieren? Der, den der Chef anbrüllt & niedermacht – oder der, mit dem sich der Chef hinsetzt & überlegt, was gut & schlecht gelaufen ist & was man wie ändern könnte? Und da schimpfst Du immer noch Dein Kind aus, im Glauben, dass das hilft?“

(Tweet von @hummelfamilie)

Dieser Tweet wurde von vielen so verstanden, wie er gemeint ist, aber etliche haben ihn auch diskutiert, und da der Inhalt uns Bindungsträumern wirklich wichtig ist, soll an dieser Stelle nochmal genauer darauf eingegangen werden.

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30 Dez

Was war, was ist, was wird?

Schon wieder liegt ein Jahr hinter uns allen. 365 Tage voller Leben! Konntet Ihr Zeit finden, die Geschehnisse und Gefühle, die Veränderungen und Erwartungen Revue passieren zu lassen?

Wie fühlt es sich an: Ein Jahr voller Hektik, einfach zum Abhaken? Oder war es ein Jahr mit vielen Momenten zum Genießen und Erinnern, zum Wundern und Leben? Was ist aus Dir geworden, Deinen Kindern, Deinen Liebsten, Deinen Freunden? Schritte nach vorn oder zurück? Stolpern, fallen, vielleicht wieder aufstehen, losrennen?

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26 Sep

Was ist Gewalt? – Teil 2

(Fortsetzung zu Was ist Gewalt? – Teil 1)

Perspektivwechsel

Was ist Gewalt? – Ich kann es für mich und für alle mir erdenklichen Situationen auch nicht immer eindeutig beantworten. Aber mir geht es hier ja vor allem um das Sensibilisieren im Austausch miteinander und Begleiten anderer Eltern, damit man sich dreimal überlegt, ob man zu dieser Vokabel greifen sollte, oder sein Argumentationsziel – ein Anregen zum Nachdenken – nicht doch anders erreichen kann. Und: ob man nicht selbst vielleicht auch nochmal überdenken sollte, ob sein eigener Standpunkt allgemeingültig ist! Weiterlesen

25 Sep

Was ist Gewalt? – Teil 1

Erst diese Woche sprach mich wieder eine Mutter an, dass sie manchmal das Gefühl habe, die heutige Flut an Informationen in Büchern, Blogs und Zeitschriften und die Menge an Austauschmöglichkeiten im Netz sei nicht einfach nur bereichernd im Sinne von „Online-Clan“, sondern würde vor allem oft verunsichern und Themenbereiche erst problematisieren, die sie vorher gar nicht als problematisch aufgefasst habe. Sie würde beginnen, sich über Dinge Gedanken und Sorgen zu machen, die sie ohne die Lektüre einfach mit gutem Bauchgefühl bewältigt hätte und die ihr nicht ansatzweise als bedenkenswert in den Sinn gekommen wären, was bei vielem wohl auch gut gewesen wäre.

Muss man wirklich drüber nachdenken, ob man selbst nur seinem Kind etwas zum Geburtstag schenkt oder auch allen Geschwistern, damit es ja keine Enttäuschung gibt? Muss man immer aufpassen, dass man sich seinem am Boden liegenden Baby niemals so nähert, dass es den Hals überstreckt und über Kopf gucken muss? Muss man immer das akkurat messende, neumodische Badethermometer zur Hand haben oder reicht bei einer spontanen Planschorgie nicht einfach die Hand als guter, gesunder Ratgeber? Muss man sich Vorwürfe machen, weil man beim Stillen am Smartphone gelesen UND lauthals gelacht hat…und das Baby sich verschluckt hat?

Ich verstehe sie sehr gut und versuche im Austausch mit den Müttern, die ich begleite, immer Sicherheit mitzugeben. Lesen, Clan, Information – das kann Gold wert sein; es kann rückenstärkend wirken, Input geben für Diskussionen mit Menschen, die einem vorschreiben wollen, wie man mit seinem Kind doch bitteschön umzugehen hat – aber es kann genauso das Gegenteil bewirken! Verunsichern, überfordern, geradezu in Panik versetzen und Ängste schüren.
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22 Mai

ROOOOAAARRRRR! – Löweneltern brauchen wir.

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich es zuerst geschrieben habe … da ging es um mich und wie ich mich empfunden habe. Es war ein Moment der Erkenntnis:

„Ich war eine Löwenmama!“

Mir waren alle anderen egal – ich habe nur mein Kind gesehen und gekämpft.

Und inzwischen schreibe und sage ich es ganz oft zu anderen Eltern: „Sei stark, trau Dich, schau nur auf Dein Kind! Steh hinter ihm, sei eine Löwenmama / ein Löwenpapa! Sag, was es braucht. Sag klar und deutlich, was Ihr wollt! Sag, dass Du es liebst, egal, was los ist, egal, was es vielleicht gemacht haben mag.“

Ich habe ein ganzes Stück Weg gebraucht, aber bin mit meinen Kindern wunderbar da hineingewachsen. Sie haben mir gar keine andere Möglichkeit gelassen. Diese kleinen Wesen, die noch nicht selbst für sich sprechen und einfordern können. Die erst nur weinen und schreien, dann durch Gesichtsausdrücke, Wutanfälle, Schubsen oder Beißen, „unangepasstes Verhalten“, sogenanntes „Sich-nicht-an-Regeln-Halten“ und Auffallen zeigen, dass etwas nicht stimmt. Die dann in der Außenwelt immer wieder auf Unverständnis treffen.

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03 Mai

Ich trage dich in die Welt!

Oft hört oder liest man von verunsicherten Eltern, Großeltern oder aber kinderlosen Leuten Bedenken bezüglich des Tragens. „Ist das überhaupt gut fürs Baby? Verwöhne ich es dadurch nicht total? Warum soll ich das Kind ständig rumtragen? Warum mag es nicht im Bettchen oder Kinderwagen liegen?“ – Hier ein paar Gedanken dazu aus meiner Sicht als Mutter von drei getragenen Kindern und (seit Kind 3) Trageberaterin. 

 

Die Antwort auf die Frage, warum wir unsere Babys tragen sollten, ist relativ simpel: Der menschliche Säugling ist ein Tragling.

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21 Apr

Stell Dich an die Seite Deines Kindes! Ein Plädoyer gegen psychische Gewalt

Du denkst, Du siehst nicht richtig, als Du zum Abholen in den Kindergarten kommst. Dein Kind sitzt zusammengekauert auf einem Stuhl, den Kopf in den Armen verborgen, und schluchzt leise. Über ihm, mit drohend erhobenem Zeigefinger, steht die Erzieherin und herrscht es an mit den Worten „Wage es nicht! Wage es bloß nicht!“ Von diesem Stuhl hast Du schon öfter gehört, aber Dein Kind jetzt so eingeschüchtert, bedroht und verängstigt zu erleben, treibt Dir die Tränen in die Augen.

Einen Moment lang wärst Du fast verbal ausfallend geworden, entscheidest Dich dann aber dafür, erst einmal nur Dein Kind zu beschützen und zu trösten und Dir dann in Ruhe zu überlegen, was nach diesem Erlebnis zu tun sei. Noch Stunden später ist Dein Kind völlig verstört. Weiterlesen

10 Apr

„Wir wollen auch dann noch ein Paar sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind.“

„Wir wollen auch dann noch ein Paar sein,

wenn die Kinder aus dem Haus sind.“

Dieser Satz beinhaltet ganz viel. Ich will ihn mal auseinandernehmen und zeigen, inwiefern er sehr hilfreich sein kann. Wenn man über Attachment Parenting spricht, geht es ganz oft um das Erkennen von Bedürfnissen und auch um Priorisierungen.

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28 Dez

Mitgefühl als Kompass

An Heiligabend besuchte ich mit zwei unserer Kinder das Krippenspiel in unserer Gemeinde. In der abschließenden Ansprache gab uns der Pfarrer verschiedene wunderbare Gedanken mit auf den Weg. Ein Themenbereich trug den Titel „Mitgefühl als Kompass“; das hat mich am meisten berührt und hing lange nach. Er bezog sich damit ganz aktuell auf die Ereignisse in Berlin, aber übertrug dies natürlich auf unser Leben allgemein. Und der Gedanke setzte sich in mir fest.

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