31 Jan

Heute schon kooperiert?

Kinder sind Teamworker.
Sie wollen mit uns zusammenarbeiten, sich mit uns verbinden und kooperieren nur aus zwei Gründen nicht: sie sind damit überfordert oder wurden in ihrer Integrität verletzt.

(nach Katharina Saalfrank)

Oft ist am Abend einfach die Luft raus und Dinge wie Zähne putzen oder Umziehen werden zur Geduldsprobe.
In meinen Kursen und Beratungen veranschauliche ich den Eltern die Kooperationsbereitschaft immer mit einem Gefäß, das morgens randvoll ist mit vielen, vielen kleinen und auch größeren „Kooperationsbällen“. Und jedes Mal, wenn das Kind kooperiert (und das ist wirklich oft, wenn man genau hinschaut), kommt einer davon raus.

Bei jedem „Mach dieses“ und „Lass das“, bei jedem „Zieh Dich bitte an“ und bei jedem „Warte kurz“, bei jedem An-die-Regeln-halten und Mitspielen-sollen, immer kommt einer davon raus.
Und wenn das Kind beschämt wird, sich nicht so anstellen soll oder gar noch Schlimmeres zu hören bekommt – Zack! Alle Bälle raus.
Dann geht nichts mehr, es KANN nicht mehr kooperieren, es MUSS sich ein letztes bisschen Selbstbestimmung oder Würde behalten. Und macht nicht mehr mit.
Nachvollziehbar, oder?

Daher lohnt es sich, den Tag genau anzusehen und zu überlegen, wo vielleicht etwas weniger Kooperation hätte sein müssen. Wo etwas mehr Selbstbestimmung und etwas weniger Druck möglich gewesen wäre. Wo in Zukunft der Zeitplan entschleunigt, Übergänge sanfter gestaltet und Worte bedachter gewählt werden könnten. Damit das Gefäß nicht (so schnell) leer wird und am Ende des Tages noch Bälle übrig sind und wir unsere Kinder im Guten in die Nacht verabschieden können.

Doch nicht nur unsere Kinder sind Teamworker, wir Großen ja ganz genau so. Und an manchen Tagen habe ich selbst das Gefühl, dass mein Gefäß leer ist, dass ich auch einfach nicht mehr kooperieren KANN. Dann kann ich kein „Mama, mach mal“ und kein Kindergeschrei mehr hören, dann will ich auch wichtig sein, dann kann ich nicht mehr mitspielen. Dann werde ich laut und unfair und unausstehlich.
Es ist einfach kein Ball mehr da.
System Error.

Und wie komme ich da raus?

Indem ich genau wie bei meinem Kind schaue, wie ich weniger kooperieren muss. Wo kann ich etwas Stress rausnehmen, wo kann ich besser auf meine Bedürfnisse achten, wo kleine Inseln schaffen, mir etwas Gutes tun?
Wer kann mir helfen, wen kann ich fragen, bei wem kann ich mich ausheulen?
Wo kann ich weniger hart zu mir selbst sein?
Wertschätzender?
Liebevoller?

Wir können nur dann gut für unsere Kinder da sein, wenn wir gut zu uns selbst sind.
Wir dürfen das.
Wir dürfen dafür sorgen, dass uns die Bälle nicht ausgehen.

 

 

Zu diesem Beitrag wurde ich inspiriert durch Katia Saalfrank und beziehe mich auf ihre fabelhaften Bücher „Du bist ok, so wie Du bist“ und „Was unsere Kinder brauchen“ sowie ihre Coachingkarten.

Und hier gehts entlang zu unserer Buchrezension: