31 Okt

Ich ess‘ es heute nicht, ich ess‘ es morgen nicht, ich ess‘ es niiiiiiiie!!

moehrenbaum

Immer wieder begegnet mir die Ansicht, es sei höflich, Essen wenigstens zu probieren, und es nicht zu tun, wird quasi als genauso unmöglich empfunden, wie jemandem ohne Schutz ins Gesicht zu niesen. In der Kita wird es oft von den Kindern erwartet, bei den Großeltern am Tisch, auf Familienfeiern wird es einem entgegnet. Ja, auch wir haben – noch ziemlich frisch im Elternbusiness – gemeint, das könne man doch anregen am heimischen Esstisch, was in der unmissverständlichen Aussage unseres Kindes gipfelte: „Ich esse es heute nicht, ich esse es morgen nicht, ich esse es niiiiiiiie!“ Oh ja, wir hatten verstanden.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir auch der Bericht einer Mutter, deren Tochter gegen 12 Uhr im Kindergarten zu Mittag gegessen hatte, und als sie sie am späten Nachmittag abholte, wunderte sie sich auf dem Heimweg über ihre dicke Wange. Das kleine Mädchen war gezwungen worden, vom Brokkoli zu probieren, konnte es aber nicht über sich bringen, ihn auch hinunterzuschlucken, und hatte ihn über Stunden im Mund aufbewahrt! Wie absurd.

eitesabaum

Legen wir mal die Hand aufs Herz: Wer mag selbst alles probieren? Beispiele gibt es sicher genug. Bei manchen muss man vielleicht ganz schön in die Ferne schweifen, um etwas zu finden, was sie wirklich nicht anrühren würden. Aber viele von uns können sicher schon leichter etwas benennen, das sie am Buffet links liegen lassen, bei der am Tisch herumgereichten Platte dankend ablehnen würden? Warum soll das für Kinder so nicht gelten? Muss man wirklich alles probiert haben, um entscheiden zu können, dass es für einen nicht in Frage kommt? Ich denke nicht. In anderen Bereichen kann einem das Argument auch kräftig um die Ohren sausen…

Wie viel schöner ist es auch, wenn der Tisch einfach voll ist mit Angeboten, dem was wir mögen, dem was das Kind bekanntermaßen gerne mag – und das Kind sagt klar, ich möchte dies, weil ich es kenne, und ich möchte das, weil es mich neugierig macht, oder auch mal: „Heute mag ich nichts davon; ich hole mir Bananen und Joghurt aus der Küche.“

Das ist so kompetent. Darüber können wir Eltern uns nur freuen!

Kinder sollten Nein sagen dürfen. Nein in Bezug auf alles, was ihren Körper anbelangt. Gerade auch zu Hause!

gurke

Alle Fotos in diesem Beitrag: Hummel privat.

IH

Ein Gedanke zu „Ich ess‘ es heute nicht, ich ess‘ es morgen nicht, ich ess‘ es niiiiiiiie!!

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