11 Mai

Liebe Mami!

Liebe Mami,

Du bist jemand, dem ist der Muttertag egal. Fast eher lästig. Blumen, Merci-Tafeln, Gebasteltes… Das was alle machen, weil es erwartet wird, war noch nie Deins.

Du bist jemand, dem das Grundgefühl in der Beziehung wichtig ist. Du brauchst kein Hofieren an einem besonderen Tag im Jahr, der im Kalender steht – genauso wenig wie ein tägliches „Ich lieb Dich so“.

Du brauchst Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Zuwendung, Nähe – und Du gibst Deinen Kindern genau das auch so zurück. Immer, wenn ich es brauche, und oft auch einfach so.

Es ist egal, ob wir uns häufig sehen oder zwei Monate nicht. Es ist egal, ob wir uns täglich anrufen oder nur alle zwei Wochen. Es ist egal, ob ich Dir 20 Fotos von uns und den Kindern schicke oder auch mal ewig kein einziges. Zahlen / Quantität waren nie Dein Maßstab und meiner auch nicht.

Du hast mich nie bedrängt, mir nie Druck gemacht, immer nur Angebote. Ich fühlte mich schon immer geliebt, genauso wie ich war. Das war nie an Auflagen gebunden. Da gab es auch keinen Liebesentzug für Dummheiten, schlechte Noten, freche Wörter, blödes Benehmen. Diese Kategorien kamen eigentlich einfach gar nicht erst vor.

Auch heute noch hast Du Verständnis und immer ein offenes Ohr für alle meine Erklärungen, Gedanken, Probleme. Manchmal sogar so sehr, dass es mir fast ein schlechtes Gewissen macht. Aber das muss es nicht. Das weiß ich.

Ich bin Dir sehr dankbar für dieses Gefühl, diese Bindung, diese Grundlage. Das sind meine Wurzeln. Und ich hoffe, ich gebe meinen eigenen Kindern das gleiche mit. Liebe, Wärme, sich angenommen fühlen. Unterstützung, Zutrauen, Optimismus, Wurzeln, Flügel.

Eigentlich ist das gar nicht so schwer – und irgendwie doch ganz schön dolle. Darum bewundere ich auch, dass Du das trotz aller Widrigkeiten in Deinem Leben so hinbekommen hast. Und ich wünsche mir, ich kann das auch! Ich glaube aber, ich bin schon auf einem ganz guten Weg.

Und ich hoffe sehr, Du spürst etwas ähnliches im Gegenzug von mir zurückkommen. Nicht weil ich das eben „im Gegenzug“ müsste. Nicht weil „sich das gehört“. Sondern weil es ganz tief in mir drin ist. Weil ich es spüre, lebe. Weil ich es will.

Danke, Mama!

IH