14 Feb

Heidemarie Brosche und Jana Mosquito: „Und trotzdem habe ich dich immer lieb“

Neele Mayer hat in einer Elterngruppe ganz begeistert von einem Kinderbuch geschwärmt, das wir euch nicht vorenthalten möchten. Daher hat sie für uns eine ausführliche Rezension geschrieben. – Neele (37) wohnt mit ihrem Mann und den zwei Wirbelwinden (4 und 2 Jahre) im Großraum Stuttgart. Neben dem gemeinsamen Draußen-Sein ist das gemeinsame Lesen und das Anschauen von Bilderbüchern ein ganz wichtiger Anker im Familienalltag.

Das Bilderbuch „Und trotzdem habe ich dich immer lieb“ von Heidemarie Brosche und Jana Mosquito ist ein Tipp für alle Familien mit Kindern ab ca. 2,5 Jahren, die beziehungsorientiert Leben wollen und dann doch immer mal wieder an sich und dem (Alltags-)Leben „scheitern“. Zum gemeinsamen bindungs-/beziehungs-/bedürfnisorientierten Leben gehört eben auch dazu, über das zu reden was  nicht so klappt, wie man es sich vorstellt oder wünscht. Das meint Verständnis herzustellen für den jeweils anderen, und das geht nur über das Verstehen der Situation und der Perspektive des Gegenübers.

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09 Aug

Warum Winterhoffs Tyrannenthese umstritten ist – heute Abend in der ARD

Heute Abend zeigt die ARD einen Film über die Thesen des Kinder- und Jugendpsychiaters Michael Winterhoff. Viele Fachleute, u.a. auch aus dem Kreis der Bindungsträumer:innen, haben das Projekt ein Stückchen mit begleitet.

UPDATE:

Winterhoff: „Kinder, die aufgrund fehlender psychischer Voraussetzungen nicht in der Lage sind, falsches von richtigem Verhalten zu unterscheiden, entwickeln sich zu eben jenen Tyrannen und Monstern, vor denen wir im Alltag immer häufiger mit einer großen Fassungslosigkeit stehen.“

(Winterhoff, Michael. Warum unsere Kinder Tyrannen werden: Oder: Die Abschaffung der Kindheit (German Edition) . Gütersloher Verlagshaus. Kindle-Version.)

Warum das nicht stimmt und wie M. Winterhoff mit Kindern wirklich umgeht, ist in der Reportage der ARD „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ zu sehen.

@traumaimpuls schreibt auf Twitter dazu:

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27 Apr

Einen Tag ohne Streit und Stress!

Das wäre es oder? Wie oft höre ich das von Eltern – und kenne es auch selbst aus den Jahren, in denen meine Kinder noch kleiner waren: Bitte einmal nur Ruhe, keinen Stress, keinen Streit, kein Radau…einmal soll alles funktionieren. „Funktionieren“ – der Wunsch ist verständlich, aber am Begriff selbst merkt man schon, dass die Hoffnung in Bezug auf Menschen nicht klug ist.

Streiten gehört zum Menschsein dazu. Und ist im Grunde keine Last, sondern eine sinnvolle Notwendigkeit, um sich einig zu werden. Ja, gefühlt wäre es in unserem Kopf netter, wenn sich einig sein hieße „Alle machen, was ich sage!“. Nur ist das Problem: Das wäre auch für unsere Kinder die schönste Vorstellung. Und allein deshalb klappt es schon nicht!

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29 Mrz

vErWöHnEn – ja oder nein?

Die Vertreter*innen der Bindungsorientierung rufen gerne: „Verwöhn dein Kind, wann immer du magst!“ Die eher konservative, autoritäre Gegenseite sagt: „Niemals Verwöhnen! Sonst hast du am Ende eine Kinderdiktatur zu Hause!“

Es ist wichtig, genau hinzuschauen: Was ist denn Verwöhnen? Was macht das aus? Wann ist es okay? Kann es auch schlecht sein? Wir klären das, damit du sicherer wirst und die richtigen Argumente an der Hand hast bei unberechtigten Vorwürfen.

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19 Mrz

Ein Ding statt Mama oder Papa??

Ein „Übergangsobjekt“ hat manchmal keinen guten Ruf unter beziehungsorientierten Eltern. Immer wieder begegnet mir der Blick, ein Gegenstand, der dem Kind mitgegeben wird, um im Kindergarten oder auch zu Hause in der Nacht besser zurechtzukommen, sei doch eigentlich irgendwie eine Gemeinheit und schlecht. Schnuller statt Brust, Teddy statt Papas Hand, Halstuch statt Mamas Arme? Was ist da dran?

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05 Nov

Auf die Haltung kommt es an

Auf Twitter wird mir ein Video in die Timeline gespült. Es zeigt eine Familie mit mehreren Kindern. Eines der Kinder hat offensichtlich Geburtstag und versucht, die Kerzen auf dem Kuchen auszupusten. Sein kleines Geschwisterchen, vielleicht zwei Jahre alt, will mitpusten. Der Vater steht hinter den Kindern und hält dem Kleinen immer dann einen Pappteller vors Gesicht, wenn er anfängt zu pusten. Das Kind schreit und tobt immer heftiger. Der Vater grinst in die Kamera.

Ich sehe etwas anderes als die anderen

Ich reagiere sehr spontan mit geradezu körperlichem Unwohlsein: Ein dicker Knoten aus Mitleid und Wut bildet sich in meinem Bauch. Ich schaue in die Kommentare: Sehr viele Lachsmileys. Ich sehe auf den ersten Blick keine Kritik. Wir sehen also offenbar ganz unterschiedliche Dinge. Denn würden die anderen das sehen, was ich sehe, würde wohl kaum jemand darüber lachen.

Was also sehen die anderen? Ich stelle mir vor, dass sie ein tobendes Kleinkind sehen, das unangemessen heftig reagiert und in dieser Heftigkeit lächerlich wirkt. Vielleicht sehen sie auch Eltern, die ganz cool und lässig mit diesem Wutanfall umgehen. Klar, so ist es am besten: drüber lachen! Humor hilft doch in schwierigen Momenten, oder nicht?

Wut ist die Spitze des Eisbergs

Was sehe ich? Ich sehe ein verzweifeltes Kleinkind, ohnmächtig in seiner Wut. Niemand geht mit diesem Kind in Verbindung, niemand zeigt Mitgefühl. Der Vater führt sein Kind vor. Immer wieder grinst er beifallheischend in die Kamera. Der Rest der Familie wirkt unbeteiligt. Dieser kleine Kerl ist wirklich völlig allein mit diesem ihn überschwemmenden Gefühl. Ja, er wird dabei sogar gefilmt und das Video danach online gestellt, zur Belustigung der ganzen Welt.

Naja, könnte man jetzt einwenden, es ist halt ein Wutanfall, weil er nicht bekommt, was er will. So sind kleine Kinder eben, das muss man mit Humor nehmen. Es ist doch nur Wut. Wut ist aber kein primäres Gefühl. Hinter Wut stecken immer andere Gefühle: Schmerz, Trauer, Verzweiflung, Ohnmacht – oft eine bunte Mischung aus diesen Emotionen. Die Wut ist nur die Spitze des Eisbergs, das sichtbare Verhalten. Wenn ich das weiß, wirkt die kindliche Wut gleich viel weniger lächerlich. Sie ist Ausdruck höchster Verzweiflung.

Auf die Haltung kommt es an

Schaffe ich es, mit jedem Wutanfall meiner Töchter (4 und 1,5) ideal umzugehen? Immer geduldig und zugewandt? Hell no. Manchmal werde ich laut, manchmal gehe ich aus dem Zimmer, manchmal bin ich schrecklich genervt. Es geht mir sicher nicht darum, dass wir Eltern immer perfekt sein müssen.

Aber ich wünsche mir eine Haltung kleinen (und großen) Menschen gegenüber, die negative Gefühle ernst nimmt. Ich kann deinen Schmerz vielleicht nicht nachvollziehen, aber ich sehe ihn. Ich erkenne ihn an. Ich lache nicht über ihn.

Das übe ich übrigens auch bei mir selbst, und das ist vielleicht das Schwierigste: Auch meine negativen Gefühle sind valide. Ich sehe sie. Ich rede sie nicht klein. Ich rationalisiere sie nicht weg. Ich nehme sie an. In der Hoffnung, dass ich diese Haltung auch meinen Kindern vermitteln kann.


Dieser Text stammt von Neumitglied Stephanie Siebert.

Sie wurde am 4. Juni 1981 in Niedersachsen geboren und lebt mittlerweile mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Nürnberg. Nach ihrem Studium der Germanistik mit Schwerpunkt Journalistik in Bamberg war sie 14 Jahre lang Redakteurin bei der Nürnberger Zeitung. In dieser Zeit kamen auch ihre beiden Töchter zur Welt, und sie beschäftigte sich zunehmend mit bindungs- und beziehungsorientierter Elternschaft. Seit 2014 ist sie als @das_weib bei Twitter und steht dort in regem Austausch mit anderen Eltern.

2020 war dann in mehr als einer Hinsicht ein Jahr des Umbruchs: Steffi unterschrieb einen Aufhebungsvertrag, begann eine Ausbildung zur systemischen Beraterin (DGSF) und eine Weiterbildung zur bindungs- und beziehungsorientierten KBV-Kursleiterin bei Bindungsträume-Mitglied Katharina Saalfrank.  Ihr Ziel ist es, Eltern zu beraten und zu begleiten bei allen Fragen, die sich im Alltag stellen: Vereinbarkeit, Aufgabenverteilung, Partnerschaft, Er- bzw. Beziehung, persönlicher Freiraum und alles, was sie sonst noch bewegt. Und darüber schreiben möchte sie außerdem – unter anderem hier.

24 Aug

Béa Beste: „Erziehen ist ein Kinderspiel“ – ein echtes Bindungsbuch!

WOW! Ich habe „Erziehen ist ein Kinderspiel“ von Béa Beste (Trias Verlag) von vorne bis hinten verschlungen und bin tief beeindruckt. Davon muss ich unbedingt erzählen, aber das wird gar nicht so leicht, denn das Buch ist so ausführlich und umfassend… Ich versuche, das möglichst gut hier aufzuführen, aber zunächst hilft vielleicht erst einmal eine Einordnung: Was ist das denn für ein Buch?

„Erziehen ist ein Kinderspiel“ klingt in einigen Ohren vielleicht erstmal frech oder gar beleidigend. Ein Kinderspiel?? Ist es doch gar nicht!! Elternsein ist doch immer wieder so fordernd und anstrengend.

Und in anderen Ohren klingt es altmodisch bis autoritär: Erziehen? Wollen wir nicht endlich von Begleiten und Beziehung sprechen?? Weiterlesen

09 Aug

Nora Imlau: „Mein Familienkompass“

Hast Du Dir schon mal überlegt, warum Du bei Bindungsträume im Blog liest? Wieso Dir Eltern-Kind-Bindung so wichtig ist, dass Du Accounts zum Thema folgst und in Gruppen bist, die sich damit befassen?

Warum verbringst Du nicht genauso viel Zeit in Foren mit dem Titel „Wie putze ich mein Badezimmer richtig?“ oder „Butter flott selbstgemacht!“?

Die naheliegenden Antworten wären beispielsweise, weil es um Menschen geht – auch noch um Dein Kinder. Weil da Liebe ist. Individueller wäre eventuell noch „weil ich so lange auf unser Wunder gewartet habe“ oder vielleicht auch „weil mit mir als Kind so schlecht umgegangen wurde“.

Doch das geht noch viel tiefer.

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08 Aug

Pubertät x 2 – Teeniegeschwister im Streit

Wenn wir unsere Kinder beziehungsorientiert beim Aufwachsen begleiten, gehört es auch dazu, dass jedes Kind für sich gestärkt wird in seinen Bedürfnissen und Leidenschaften, um eine gesunde Persönlichkeistentwicklung durchlaufen zu können, sowie dass wir gemeinsam mit ihm gute Konfliktführung üben: den Blick auf Lösungen richten, Rederegeln finden, Pausen zulassen, Argumentation üben, den anderen ernst nehmen usw.

Mit diesen beiden Pfeilern (und mehr) als Basis sollten unsere Kinder stark in die Pubertät gehen im Bereich „Streitigkeiten“: Dispute mit Lehrern, Stress mit Freunden, Konflikte mit Fremden sollten sie also meist schon gut angehen und selbständig führen können. Und auch Geschwisterstreit, der unser Familienleben in den ersten Lebensjahren der Kinder oft übermäßig stark bestimmt und uns manchmal fast den Atem nimmt, sollte langsam weniger werden bzw. sinnvoller geführt werden können.

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06 Aug

Katja Seide & Danielle Graf & Günther Jakobs: „Baby ist da“

Geschwistereifersucht ist schon Thema, noch bevor es überhaupt ein zweites Kind in unserem Leben gibt: Wir sorgen uns, wie das alles werden soll zu viert. Für uns selbst, mit den Terminen und Verbindlichkeiten, mit den Alltagabläufen, dem Schlafen – und vor allem für unser erstes Kind, das dann großer Bruder oder große Schwester wird.

Texte, die uns Erwachsenen helfen, den Fokus richtig zu legen und unser Bestmöglichstes zu tun, damit unser erstes Kind sich sicher und geliebt fühlt (ohne Garantie, dass die Eifersucht nicht doch doll durchschlagen wird), gibt es viele; Kinderbücher, die einen beziehungs- und bedürfnisorientierten Blick haben und den Alltag realistisch, aber doch kindertauglich und auch noch warm zeigen, eher wenige. Oft sind sie für mich sehr „zeigefingerig“, theoretisch irgendwie. Man fühlt nicht mit bei der Lektüre.

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