Reisetöpfchen – „Hier is‘ nur für Hunde!“
Als unser zweites Kind mit 2 1/2 Jahren beschloss, ab sofort keine Windel mehr zu wollen, dauerte es nur zwei Wochen, bis sie wirklich ohne Unfälle gut klar kam. Zum Glück war Sommer, sie hatte immer wenig an, wir konnten schnell reagieren, wenn sie Bescheid gab. Doch oft waren wir natürlich unterwegs und nicht zu Hause, gleich neben dem heimischen Bad, wenn sie „Pipiiiii“ rief. Und schnell gehen musste es trotzdem.
Rasch kannten wir Orte, wo wir uns in die Büsche schlagen konnten oder aber willkommen waren mit Kind und einfach so die Toilette benutzen durften – viele waren es nicht. Denn ebenso rasch kannten wir auch die Orte, an denen wir nicht willkommen waren!
Dies waren erstaunlicherweise unter anderem unser liebster Schreibwarenladen, der auch jede Menge Spielzeug, Schulsachen usw. im Sortiment hatte und ein Geschäft, das etliches an Kinderkleidung verkaufte. In letzterem schaute die Verkäuferin uns bei der Frage nach der Toilette unangenehm berührt nicht mal ins Gesicht bei ihrer verneineden, sehr strikten Antwort und der sicher bemerkten Not unseres Kindes. Beim ersten Laden wurde uns sehr höflich, aber auch bestimmt erklärt, dass die WCs der Kundschaft nicht geöffnet werden dürften.
Wortwörtlich notgedrungen eilten wir vor die Ladentür zum nächsten Baum mit schlichter Erde drum herum. Ich war damals hochschwanger mit dem dritten Kind, und das Halten der Zweieinhalbjährigen war keine Leichtigkeit. Des Weiteren war es auch keine besonders schöne Situation für unsere Tochter, mitten in der Innenstadt an einen Baum geschickt werden zu müssen, denn natürlich zog dies die Blicke einiger Passanten auf sich, und die erste lautstarke Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Hier is‘ nur für Hunde!“ Dies schimpfte eine ältere Dame mit kleinem Hund an der Leine uns tatsächlich sehr wütend entgegen. Ich half meiner Tochter gerade beim Anziehen, versuchte, den Vierjährigen nicht aus dem Blickfeld zu verlieren und reagierte relativ sauer, aber manierlich.
Eine Lösung für derlei Situationen kam per Zufall zu uns: beim Stöbern in einem Geschäft für Baby- und Kleinkinderartikel stieß ich auf ein sogenanntes Reisetöpfchen. Es bestand aus einem Toilettensitz in Kinderpogröße mit zwei langgezogenen Aufstellbeinen, die man einklappen konnte, so dass es leicht in die Wickeltasche passte. In den Sitz konnte man irre teure Zubehörtüten einhängen, um alles, was aus dem Kind kam, aufzufangen und einfach zu entsorgen – wir kauften das Töpfchen und dazu schlichte 10 l Kosmetikmülleimerbeutel im Drogeriemarkt; die passten genauso gut.
Fortan hatten wir alles stets dabei, über Jahre, für alle drei Kinder, und im Nachhinein war dies für mich tatsächlich eine der praktischsten Anschaffungen: die Kinder mussten nicht lange einhalten und hatten keine unangenehmen Malheure, ich musste sie nicht mehr rückenschädigend abhalten, öffentliche Toiletten und Gebüsche konnten wir uns ersparen, bei Ausflügen an den See oder in die Innenstadt ließ sich immer schnell ein Eckchen für unser Töpfchen finden und die Tüte rasch entsorgen. Besonders bequem aufgestellt war es meist auf unserem Buggyboard oder auf einer Bank, wenn die Umgebung dies zuließ. Gerettet hat uns das Reisetöpfchen auch mal auf vollen Parkplätzen als Kofferraumtoilette oder sogar im Stau als Fußraum-WC.
IH
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