20 Okt

Kinderleben in Geschenkeflut – und dann auch noch 24 Adventskalenderpäckchen?

Ostern, Geburtstag, Nikolaus, Weihnachten, Namenstag, Kindertag, Zahnfee, Windelfee, Geschwistergeschenke, Schnullerfee, Einschulung, Adventskalender…

Eltern, Großeltern, Tante, Onkel, Paten, der Herr im Bäcker, die Frau an der Wursttheke, die Nachbarin, die Freunde, der Baumarkt, die Kinderärztin, der Augenarzt, der Getränkemarkt, die Apothekerin, der Kindergarten, die Schule, der Hobbykurs…

Es gibt hunderte Anlässe, zu denen Kinder Geschenke bekommen, und etliche Leute, die ihnen gerne welche machen, oder Orte, an denen sie etwas zugesteckt bekommen.

Das ist nett. Die Kinder freuen sich. Ich freue mich, dass sie keine Not leiden und dass es ihnen in Deutschland bestimmt besser geht als an vielen, vielen anderen Orten. Ich freue mich auch, dass sie wirtschaftlich sicher in einer noch besseren Zeit groß werden als ich. Ja, da sollen sie bitte gerne etwas von haben. Da bin ich nicht neidisch und will es verdammen – so wie die Mutter meiner Freundin M. damals, die es nicht ertragen konnte, wenn etwas für uns leichter oder schöner war als für sie im Teenageralter, und uns das immer wieder sagen musste.

Geschenkeflut

Aber! Es ist so anstrengend, dass es ständig überall etwas gibt, dass jeder immer etwas schenken will – möglichst allein („Nee, bitte kein Gruppengeschenk!“ – „Oh und kein Gutschein. Nee, nee, bitte etwas zum Auspacken! Wegen der leuchtenden Kinderaugen.“). Denn die Kinderzimmer quellen dabei über. Kaum ein Wunsch bleibt offen. So viel findet man gebraucht im Netz für kleines Geld. Mal eben bestellt, mal außer der Reihe mitgebracht. Und jede Menge Krempel ist auch dabei. – Bei manchen Kindern gibt es zur Einschulungmehr als 1995 zur Volljährigkeit üblich war. Und die (Vor-)Weihnachtszeit ist die schlimmste von allen. Weil wir es können?!

Mich hat die Masse oft gestört. Ich musste es verräumen. Die Kinder wussten kaum, wo sie starten sollen. Und: Ich selbst als Mama hatte viele mir wichtige Anlässe, zu denen ich gerne etwas an meine Kinder verschenkt hätte – einen Wunsch erfüllt. Doch es war nicht wirklich möglich, weil alle Wünsche schon von anderen erfüllt worden waren. (Also gab es von uns Eltern manchmal tatsächlich nichts, weil ich es so schon zu viel fand.)

Stoppschild

Kennt Ihr das? Irgendwann haben wir angefangen, da auszusteigen und manche Freunde der Kinder auch: Gutscheine für gemeinsame Zeit ersetzen das 7. Dingsbums. Ein Kinobesuch, ein Konzert, ein Ausflug, ein gemeinsames Essen an einem schönen Ort. Das macht richtig Spaß beim Verschenken. (Corona macht es gerade nicht so einfach.)

Und Gutscheine gab es auch: von der Buchhandlung, vom Onlineshop, vom liebsten Bekleidungsgeschäft, von einer Freizeitaktivität. Zum Einlösen wann immer man einen Wunsch hat bzw. Zeit findet. Damit geht es uns besser und die Flut ist eingedämmt.

Von Anfang an auf der „Gewinnerseite“ waren wir zum Glück beim Thema Adventskalender: Wer drei Kinder hat, braucht spontan 72 Kleinigkeiten. Und was zum Nikolaus. Und zu Weihnachten. Auch Ideen für die Verwandtschaft. Hilfe! Das Ausdenken, Besorgen und auch später überhaupt Verwenden ist echt eine logistische Herausforderung. Hier starteten wir 2006 mit dem ersten Adventskalender fürs große Kind. Die Schwester war gerade erst geboren und bekam noch nichts. 2007 änderte sich das natürlich – und wir splitteten den Kalender: Jeder bekam also 12 Päckchen und durfte immer im Wechsel eines öffnen. 2010 war auch das dritte Kind alt genug, und von da an gab es 8 Überraschungen für jeden. Im November einigten sie sich, wer welche Zahlenreihe bekam: 1, 4, 7, 10 usw. oder 2, 5, 8, 111 usw. oder aber die belisbteste 3, 6, 9, 12…bis 24!

Die Geschwister mochten es. Das war unsere Tradition und ist es noch. Und ich mag es, dass ich weniger leicht unter Druck gerate, 24 Kleinigkeiten finden zu müssen oder auch 24 Süßigkeiten hinzuhängen, denn auch in Hinsicht Süßkram gibt es ja alles im Übermaß. Wir sind hier wirklich keine Zuckerverächter, aber 9 Nikoläuse pro Kind, weil es überall einen gibt usw. – da vergeht einem doch ein bisschen die Lust.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sparen an dieser Stelle etwas ein, damit Gaben ein bisschen „besonderer“ bleiben. Sehr mochte ich auch die Idee einer Freundin, statt Spielzeug, Schreibwaren oder Süßkram jedem Kind 24 Briefchen zu schreiben. Oder eine Fortsetzungsgeschichte, wenn man Muße und Ideen hat. Und die Wichteltüren-Tradition oder Weihnachtself-Streiche kann man auch gut als Kalender umsetzen. – Was macht Ihr?

IH