03 Aug

Mareike Engelke/Rike Drust: „Das Ei von Aua“

Poooooost! Und während ich noch begeistert den Buchumschlag befühle, der nicht nur wunderschön illustriert ist, sondern sich einfach auch total gut anfasst, steht schon unser Jüngster neben mir – in der Hand vier Förmchen für Wassereis. Er liest „Das Ei von Aua. Hä? Was ist das denn? Und wo ist das Ei?“

Weil ich schon ein bisschen über das Buch in meiner Hand gelesen hatte, zeige ich ihm den Eiswagen unten auf dem Cover auf dem man noch fast erkennen kann, dass dort mal „Das Eis von Aurora“ stand. Er versteht den Titel und amüsiert sich: „Können wir das gleich zusammen lesen? Aber erst musst Du mir mit dem Apfelsafteis helfen!“

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – voll clever von ihm, denn dann können wir das nachher schon schlecken.

Und dann starten wir in die Lektüre. „Kunstanstifter“ hat mit dem Kinderbuch von Mareike Engelke (Illustrationen) und Rike Drust (Text) ein wirklich besonderes Buch zur Welt gebracht. (Bei Amazon wird es empfohlen für Kinder von 0-6 Jahren, aber mein Mitleser ist 11, und auch da ist es noch genau richtig – sogar mit 42 lese ich es begeistert.)

Was ist das Besondere?

Muss man perfekt sein?

Es gibt einen lebendigen, aber sehr traurigen Berg. Bob! Allein schon dieser Protagonist hat meinen Sohn sofort für sich gewonnen. Er ist der Ich-Erzähler und beschreibt seine Traurigkeit darüber, dass er zu fluffig ist, um bestiegen zu werden – ein Schüchterner, ein Einsamer.

Dabei beschreibt er sich wie eine Art Wolke – und wisst Ihr wie sehr Kinder Wolken lieben? Mein Mitleser mag ihn also und leidet mit, als Bob weiterausführt, was alles schlecht an dieser Fluffigkeit ist. Rike beschreibt mit vielen Beispielen, was alles passiert, weil Bob so ein weicher Berg ist. Dabei kommen auch Skelette vor – passt genau zum Kinderhumor hier.

Was macht Freundschaft aus?

Schließlich erscheint Aurora auf der Bildfläche: eigenwillig, besonders, sympathisch, eine Macherin. Voller Energie (und Verständnis für Kinder – meinem Sohn ist auch sie sofort sympathisch) lockt sie Bob aus der Reserve, und die beiden so ganz unterschiedlichen Typen finden zueinander. Lesend begleitet man sie mit viel Gefühl und immer wieder dicken Lachern.

Dabei wird klar, dass auch Aurora nicht glücklich und sorgenfrei ist: ihr Eisverkauf aus dem Auto heraus läuft schlecht. Doch sie bräuchte das Geld so sehr, um den Wagen ansprechender zu gestalten. An ihrem Ideenreichtum scheitert es nicht: die Eissorten, die sie in petto hat, hat die Welt noch nicht gesehen – und meinem Sohn fallen gleich noch weiter verrückte Rezepte ein (Ich habe schon ein bisschen Angst um unsere Küche nachher…).

Nun taucht noch Emma auf: ein kleiner, Zigarette rauchender Vogel, der nicht gerade sympathisch in die Szene poltert. Doch Aurora und Bob können die Lage trotz der schnoddrigen Art einfangen.

Gemeinsam lösen die drei Stück für Stück die Probleme rund um die Fluffigkeit und das schleppend laufende Eisgeschäft. Das ist verpackt in niedliche, verrückte und total amüsante Szenen. Die Figuren bleiben jeweils ihrem Temperament treu und marschieren jeweils zögernd und unsicher, mutig und kreativ sowie übermütig und wild durch die Geschichte – jeder ganz anders, aber trotzdem super zusammen.

Das Team

Wenn man bei Rike auf Instagram liest und guckt und vielleicht auch schon „Muttergefühle. Gesamtausgabe“ Teil 1 und 2 geliebt hat, kann man erahnen, wie warm und besonders und überraschend und superwitzig „Das Ei von Aua“ ist. Mareike Engelkes von Hand geschaffene Bilder, aus denen später für das Buch Collagen wurden, passen genial dazu. Sie sind überhaupt nicht überladen, wie man es in vielen anderen Kinderbüchern sieht, zeigen trotzdem alle wichtigen Details und mehr, vor allem auch Bobs wechselnde Gefühle auf der „Reise“ mit Aurora.

Die kleinste Hummel und ich empfehlen es sehr – von 0 bis mindestens 11, eigentlich aber bis 120 Jahre. Unbedingt auch lesen sollte Ihr Widmung und die Texte über die Macherinnen des Buches, die ein ganz besonderer Autor verfasst hat. <3

IH

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