24 Aug

Béa Beste: „Erziehen ist ein Kinderspiel“ – ein echtes Bindungsbuch!

WOW! Ich habe „Erziehen ist ein Kinderspiel“ von Béa Beste (Trias Verlag) von vorne bis hinten verschlungen und bin tief beeindruckt. Davon muss ich unbedingt erzählen, aber das wird gar nicht so leicht, denn das Buch ist so ausführlich und umfassend… Ich versuche, das möglichst gut hier aufzuführen, aber zunächst hilft vielleicht erst einmal eine Einordnung: Was ist das denn für ein Buch?

„Erziehen ist ein Kinderspiel“ klingt in einigen Ohren vielleicht erstmal frech oder gar beleidigend. Ein Kinderspiel?? Ist es doch gar nicht!! Elternsein ist doch immer wieder so fordernd und anstrengend.

Und in anderen Ohren klingt es altmodisch bis autoritär: Erziehen? Wollen wir nicht endlich von Begleiten und Beziehung sprechen??

Béa spricht diese Gefühle gleich zu Beginn an. Den Titel muss man im übertragenen Sinne verstehen. Sie will mit den Leser:innen in die Welt der Kinder eintauchen und ihren Blick aufs Leben übernehmen. Ihr Buch sollen wir dabei als ein Buffet verstehen: voll mit Angeboten, aus denen wir auswählen können – „8 geniale Strategien für ein Familienleben voller Humor und Leichtigkeit“. Und im Text geht es kaum um Erziehung, sondern tatsächlich ganz viel um Liebe, Begleitung, Beziehung und Bindung. Es ist unglaublich, wie viel davon in 230 Seiten steckt!

Was steht drin?

Béa startet mit ihrer eigenen Kindheit und flechtet immer wieder ihre persönliche Geschichte (auch rund ums Mutterwerden und Muttersein) ein, was ganz und gar stimmig ist und noch dazu sehr berührt. So gehen wir mit ihr gleich ins Eingemachte (das meint sehr bewegende Kindheitserinnerungen) und erfahren viel über den Ursprung von Selbstvertrauen und Resilienz. Dies verknüpft sie mit einem Abchnitt über gutes, nämlich positives und aktivierendes Sprechen über schwere Themen – und damit sind wir direkt bei einem Hauptmerkmal des Buches: die Vielzahl der Themen ist unglaublich beeindruckend miteinander verwoben; da folgt nicht Essen auf Schlafen, Kindergarten auf Schule, sondern Schule auf Wortpiele und Mut auf Essen.

Wir reisen mit der Autorin durch die verschiedensten Felder:

  • Kommunikation, innige Beziehungen und Ehrlichkeit, Pubertät
  • Optimimus, Albernheiten, Humor, Kreativität und Wortspiele, Hausaufgaben und Glückssuche
  • Schlafen und Ängste, viel arbeitende Eltern, Elterntrennungen sowie neue Partner und Patchworkfamilien
  • Kinder- und Elternfreundschaften, Kennenlernfragen, Vetrauen und gute wie schlechte Geheimnisse, Streit und Manieren
  • Essen, kochen, miteinander leben, Mut
  • Auswahl von „Kampfgebieten“ (unterstützt von anderen Bloggerinnen und Twitterinnen wie Marlene Hellene und Alu / Große Köpfe)
  • freie Kinder, gesunde Individuation, Verantwortung(sübernahme durch die Kinder), Überwinden von Peinlichkeitsgefühlen, weg vom Schuldbegriff

…und so vieles mehr. Das klingt bunt? Es ist bunt. Und doch kein bisschen wirr. Eins schließt ans andere an.

Es gibt dabei beispielsweise ganz neue Tipps zu Sorgen rund ums Schlafen oder eine hilfreiche Einordnung des Begriffs „Manieren“ (kein „das macht man so“, sondern eine Begleitung des Kindes in Form von Wahrnehmungsübungen…lest das unbedingt selbst!). Es gibt Heldengeschichten und Gedankenübungen zur inneren Stimme, zur eigenen Kindheit – zu tausend Themen. Es gibt viel zu lachen, am Ende auch noch großartige Links zum Weiterlesen… Oh, ich merke, die Mindmap, die ich bei Lesen gemacht habe, kann ich in einem kurzen Rezensionstext gar nicht würdig genug wiedergeben. DA IST SO VIEL DRIN!

Jedes Kapitel schließt mit einem „Take Away“, das kurz zusammenfasst, was gelesen und mitgegeben sowie auch erarbeitet werden konnte. Diese Übersichten können gut helfen beim Zurechtfinden und Inspirierenlassen, wenn man nicht alles am Stück lesen mag oder sich nach der Lektüre eines Kapitels nochmal sammeln möchte.

Bindung!

Kurz: Das Buch ist für mich ein absolutes Bindungsbuch. Wenn ich selbst über Beziehungsorientierung in Bezug auf ein bestimmtes Thema (z.B. Wackelzahnpubrtät) spreche, merke ich im Verlauf oft Zusammenhänge zu anderen Entwicklungsphasen und Familienbereichen, weil es eben um die Haltung geht, um Bindungssicherheit, Beziehung, Nähe, Loslassen… Es ist immer ähnlich.

Ebenso wandert Béa beispielsweise von Geschwisterstreit über Elterntrennung zu Manieren, weil es einfach immer gleiche Grundpfeiler gibt, die uns hier helfen. Sie nennt es ihre acht Strategien. Dahinter stecken um Beispiel das Erarbeiten positiver Glaubenssätze oder Leben mit Respekt, Wertschätzung, Gelassenheit und HUMOR.

HUMOR HUMOR HUMOR! DAS Bindungsschmiermittel. Ich sage es selbst so oft: Manche Ideen kommen einem albern vor, aber es lohnt sich so, das „Löffelchen voll Zucker“ und den witzigen Quatsch mit den Kindern zu leben. Das ist nicht einfach, das ist nicht antiautoritär. Das ist Engagement und Beziehung. Béa schreibt dazu an einer Stelle so schön „Haltet mich nicht für bekloppt, aber…“ und erklärt dann ihre Idee zum humorvolleren Umgang mit einem Thema. Das ist immer wieder so authentisch, so liebenswert und total inspirierend.

In vielen Beratungen empfehle ich das Buch „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte. Spielideen für eine gute Bindung“ von Aletha J. Solter (Kösel Verlag), aber ab sofort werde ich hier auch dieses Buch erwähnen, denn  Béas Thema ist im Grunde das Gleiche, doch wieder ganz anders, ganz neu.

Danke, Béa!! Von Herzen.

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