03 Mrz

Hofner, Fernández Rodriguez, Zwenzner, Schwarz, Zeising: „Was DIE KINDERÄRZTE raten“

Miriam (33) ist Mutter von zwei Kindern (3,5 Jahre und 10 Monate) und lebt in Hannover. Sie ist stets bemüht, Bindungsorientierung fest in den Familienalltag zu integrieren. Da sie das Buch „Was die Kinderärzte raten“ schon vorab lesen durfte, berichtet sie im Folgenden von ihrem Eindruck.

INHALT

Das Buch „Was DIE KINDERÄRZTE raten“ richtet sich an Eltern von Kindern im Alter von 0-6 Jahren. Fünf Fachärzt:innen geben einen Rundumblick auf alles, was in den ersten Lebensjahren eines Kindes wichtig ist. Und es umfasst erstaunlicher Weise auf den ca. 250 Seiten wirklich alles, was man wissen muss! Von der körperlichen und geistigen Entwicklung des Kindes in den ersten sechs Lebensjahren über Ernährung, Zahnpflege und Impfungen bis hin zu Infektionskrankheiten bleiben keine Fragen offen. Auch angeborene Fehlbildungen und psychiatrische Aspekte kommen nicht zu kurz. Nach einem Überblick über verschiedene Medikamente und ihrem (Nicht-)Nutzen endet das Buch mit dem wertvollen Kapitel „Notfälle“ mit wichtigen Handlungsempfehlungen.

 

BESONDERHEIT

Die große Besonderheit des Buches spürt man sofort: Die Autor:innen sind keine unnahbaren „Götter in Weiß“, für die jeder Elternteil nur einer von vielen ist. Es sind Ärzt:innen, die ihren Beruf als Berufung leben. Ihr Anliegen ist die Gesundheit der Kinder ebenso wie die Sicherheit der Eltern. Durch einen lockeren Schreibstil und das Duzen der Leser:innen fühlt man sich direkt ab der ersten Seite willkommen. Das Buch ist wunderbar angenehm zu lesen. Nicht trocken, nicht mehr Fachbegriffe als nötig, leicht verständlich ohne dabei einfach zu wirken.

BINDUNGSORIENTIERTER BLICK

Meinem bindungsorientierten Auge fällt positiv auf, dass immer wieder die Einzigartigkeit der Kinder betont wird. Mein Kind muss nicht der „Norm“ entsprechen. Es geht um Kuscheln, um Nähe, um Trösten, um individuelle Entwicklung. Bei vielen Themen freute ich mich beim Lesen sehr, dass sie so frisch und modern beleuchtet wurden, anstatt weiter altbackene Ansichten zu verbreiten. Es gab so viele Male, in denen ich dachte „Ja, genau das!“

Dennoch blitzt an einigen Stellen durch, dass die Autor:innen nun mal keine Pädagog:innen sind. Begriffe wie „Trotzphase“ und „Wutzwerg“ fand ich unglücklich gewählt, auch wenn klar ist, dass das Wording die bekannten Begrifflichkeiten der Leser*innen aufgreifen soll. Von Familienbett und BLW wurde mir ein bisschen zu pauschal abgeraten, ohne auch auf die Vorteile einzugehen. Schnullerentwöhnung steht spätestens zum 3. Geburtstag auf dem Plan. „Bleib‘ bei deinem Entschluss“, war in diesem Zusammenhang ein Satz, der mir im Gedächtnis blieb.

Wieso denn nicht sich selbst eingestehen, dass das Kind vielleicht doch noch nicht bereit ist? Hier vermisste ich die sonst so oft betonte Spannweite des „Normalen“. Den Ansatz, das Kind selbst entscheiden zu lassen, wann es bereit ist. Auf der anderen Seite ist natürlich klar, dass Ärzt:innen vieles aus rein medizinischem Blickwinkel sehen (müssen). Es ist nun mal kein pädagogischer Erziehungsratgeber, dessen muss man sich beim Lesen bewusst sein.

 

FAZIT

Als Mutter habe ich natürlich selbst schon dutzend Ratgeber gelesen und mit vielen Kinderärzt:innen gesprochen. Ich fand es immer erschreckend, wie schnell man als „Helikoptermutter“ abgespeist wird, wenn man eine Krankheit oder ein Verhalten des Kindes abklären lassen möchte. Gerade beim ersten Kind spielen Unsicherheiten ja immer mit. Dieses Buch ist tatsächlich das erste, das mir das Gefühl gibt: Diese Ärzt:innen nehmen sich Zeit für mich. Sie nehmen meine Sorgen ernst. Ihnen liegt das Wohl meines Kindes wirklich am Herzen. Und das Allerwichtigste: Sie schaffen es, mir immer zu vermitteln: Mein Kind ist gut so, wie es ist! Und ich als Elternteil bin es auch.

Ich kann (und werde) das Buch uneingeschränkt jedem empfehlen, der ein „rundum sorglos“-Nachschlagewerk rund um Kinder von 0-6 Jahren sucht. Vielleicht ja auch in Verbindung mit „Babyjahre“, „Artgerecht“ oder ähnlichen Werken. 😉