23 Nov

DIR HELFEN – nicht Dich „richtig“ biegen

In unseren Familienberatungen kommt immer wieder mal der Moment, in dem zu erkennen ist, einer Familie reicht nicht nur eine pädagogische Beratung, in der Eltern (entwicklungspsychologische) Informationen erhalten und ihnen Handlungsalternativen für den Alltag gezeigt werden, sondern sie brauchen manchmal weitere, andere Hilfe.

Das kann zum Beispiel Unterstützung für die Eltern sein in Form von themenspezifischem anderen Coaching oder auch psychologische Hilfe. Das kann aber auch weitere Unterstützung für das Kind sein: eine fachärztliche Untersuchung der Wahrnehmung oder Abklärung, ob organisch alles in Ordnung ist, ergotherapeutische oder logopädische Hilfe sowie beispielsweise auch eine psychologische Meinung.

Etwas für ihn tun – nicht an ihm

Dabei sind wir immer sehr vorsichtig, denn wir wollen

  • a) keine Rundreise des Kindes von A zu B zu C und
  • b) damit verbunden keinen defizitären Blick auf den jungen Menschen, also ihn nicht unnötig an Orte schicken, an dem er „passend“ gemacht werden soll, sondern nur an welche (und möglichst wenige), an denen ihm selbst dabei geholfen werden kann, weniger Momente zu erleben, in denen er sich hilflos und unglücklich fühlt.

Die treffende Sprache

Eine der größten Sorgen der Eltern ist neben dem Finden einer bindungs- und beziehungsorientiert arbeitenden Anlaufstation die richtige Wortwahl ihrem Kind gegenüber. Sie wollen nicht, dass es sich falsch fühlt!

Und genau das ist der richtige Blick: das Kind ist nicht falsch; es löst nur manche Dinge anders als andere oder entwickelt manche Kompetenzen langsamer oder nicht so gut ohne Hilfe. Dadurch erlebt es oft Situationen, die es vermutlich auch selbst thematisiert, oder uns zumindest deutlich zeigt, dass sie es stressen, doof sind, es sie gerne anders hätte.

FÜR Dich!

Könnte unser Kind nicht richtig sehen, würden wir zu einem Augenarzt gehen mit der Erklärung “ damit Du besser siehst, Dich weniger verletzt, Dich sicherer fühlst“.

Könnte unser Kind nicht richtig hören, würden wir zu einem Ohrenarzt gehen und erklären „damit Du bald besser hören kannst, alles um Dich herum mehr mitbekommst und Dich wohler fühlst“.

Hätte unser Kind Zahnschmerzen, würden wir zu einem Zahnarzt gehen mit der Erklärung „damit es nicht mehr weh tut und Du Dich besser fühlst“.

Wir würden in der Regel keinen Vergleich ziehen („damit Du besser siehst als X“) oder die Bedeutung für andere herausstellen („damit Du Oma nicht dauernd umrennst“) oder etwa sagen „Deine Augen sind falsch, Du bist schuld!“

Und genau das ist auch bei anderen Therapien der Punkt:

„Es ist so, und wir möchten Dir helfen, damit Du Dich besser fühlst, glücklicher; damit Du Hilfe bekommst, wo wir nicht mehr weiter wissen. Wir machen das gemeinsam!“

Und genau das sollte auch wirklich der Grund fürs Weiterschicken sowie für unsere elterliche Motivation sein – kein Nachbar oder Verwandter, den das Kind stört, kein Erzieher oder Lehrer, der es „lästig“ findet.

Helfen. Nicht verbiegen.