Gute Beziehung heißt „KONFLIKTFREI“??
Das Missverständnis begegnet mir immer wieder: Erwachsene versprechen sich von beziehungsorientierter Begleitung ihrer Kinder weniger Stress, Ärger, dafür ein harmonisches Familienleben. Wenn ich mich als Elternteil so reinhänge, ist das doch das Mindeste, was ich erwarten könnte?!
Aber dann wird dennoch ständig gestritten, laut geworden, Kinder werden als „dickköpfig“ empfunden, um die sich immer wieder alles drehen soll?!
Dahinter steckt der teilweise unbewusste Irrglaube, wenn ich viel investiere, muss doch ein nettes Ergebnis herauskommen. Prinzipiell stimmt das sogar, aber nicht wie oben geschildert, denn das Ergebnis ist nicht sichtbar, nicht messbar in „angenehmem Verhalten“, sondern langfristig zu sehen als „ein Kind hat den Raum und die Unterstützung, die es braucht, um ohne Machtgefüge, ohne negativen Druck ganz es selbst zu werden, sich zu finden, seine Persönlichkeit auszubilden“.
Harmonie kann man nur oberflächlich erreichen: in dem man das Kind so erzieht, dass man zum Beispiel sehr autoritär auftritt. Dann kann es passieren, dass unser Kind vor lauter Angst still, „artig“, leise wird. Eventuell wird es dann aber erst recht fordernd und aggressiv. Und ganz bestimmt wird es sich nicht leichtfüßig und geliebt auf seinen Weg zu einem starken Erwachsenen machen.
Begleitet man in enger Beziehung mit Fokus auf Respekt, Augenhöhe, Miteinander (einschließlich elterlicher Selbstfürsorge), gestaltet man immerhin die besten Voraussetzungen dafür, dass ein Kind sich frei entwickeln kann und geliebt fühlt. Wie es seinen Weg geht, können wir so aber auch nicht vorher bestimmen: da gibt es Teenager, die einfach so durch die Jugendjahre gehen, fröhlich, mutig, mal zurückgezogen, mal forscher, die uns spannende Gespräche schenken, sich für unsere Meinung interessieren, Spaß mit uns haben.
Aber es gibt auch diese:
In guten Beziehungen aufwachsende Teenys sind häufig nicht brav, sondern ausgesprochen willens- und meinungsstark. Das ist im Grunde ein Kompliment an ihre Eltern: Bei euch traue ich mich das!#miteinanderdurchdiepubertät
— Nora Imlau (@planet_eltern) July 31, 2020
Puh! Das klingt anstrengend. Und das ist es auch. Wie schon bei unseren 3- oder 6-jährigen: wenn sie sich bei uns gut gebunden fühlen und sich trauen, ganz sie selbst zu sein, kann dass sehr explosiv sein.
Hier gilt es hinzusehen und es richtig wahrzunehmen. Denn dann können wir Eltern entspannen und (heimlich) oft ein bisschen stolz sein – was uns vielleicht dabei hilft, nicht so oft mitzuexplodieren.
Ich wünsche allen Teenagereltern, dass sie diesen Fokus behalten:
Gehorsam wächst aus Angst.
Kooperation aus Beziehung.#MeinFamilienkompass— Inke Hummel (@HummelFamilie) July 29, 2020
Die Wahrscheinlichkeit für Kooperation in der Familie und auch für zum Beispiel gute, sinnvoll geführte Konflikte ist viel größer in beziehungsorientierter Elternschaft. Und die Möglichkeit einer gesunden Individuation / Selbstfindung des Jugendlichen ist deutlich größer. <3
Friede, Freude, Eierkuchen war nie das Versprechen. 😉