29 Okt

Sexualisierte Gewalt geht uns alle an!

CN: Sexualisierte Gewalt, Gewalt gegen Kinder

Unser Verein Bindungs(t)räume setzt sich für gesunde Eltern-Kind-Bindung ein. Das schließt selbstverständlich Gewaltfreiheit, ins Besondere eine gewaltfreie Kindheit mit ein. Ein Projekt wie der Film „Und ruhig fließt der Rhein“ ist ein entscheidender Baustein auf dem Weg in eine Zukunft, in der Kinder bindungsstark und ohne Gewalt großwerden können, denn er sensibilisiert – diesen Film möchten wir heute etwas näher vorstellen und um Unterstützung für die Fertigstellung bitten.

Glücklicherweise legen immer mehr Eltern Wert auf eine bedürfnisorientierte und beziehungsreiche Begleitung ihrer Kinder, was die Basis ist für grundlegende gesellschaftliche Veränderungen auf dem Feld „Gewaltfreiheit“– aber es gibt noch viel zu viel Leid und viel zu viel zu tun. Wir hoffen, der o.g. Film trägt weiter zur Enttabuisierung und Sensibilisierung bei, denn es reicht nicht nur, in der eigenen Familie auf Gewaltfreiheit zu achten: Wir müssen auch bei anderen hinsehen, den Mund aufmachen, eine Hand reichen, helfen, Hilfsstellen kontaktieren!

Der Film

„Und ruhig fließt der Rhein“ beschäftigt sich mit vielerlei Fragen: Wie kann man Betroffenen von sexualisierter Gewalt helfen? Kann man zerstörtes Urvertrauen in der Kindheit überhaupt zurückgewinnen? Inwiefern schweigt die Gesellschaft immer noch dazu?

Der Dokumentarfilm ist ein sehr intimes Porträt über einen außergewöhnlichen Menschen; die Protagonistin Carolin stellt sich den Dämonen der Vergangenheit und lässt den Zuschauer daran teilhaben. Ihre Geschichte ist die einer traumatischen Kindheit, der Suche nach der eigenen Identität und der Hoffnung auf eine Zukunft.

Wir haben mit Volker Klotzsch gesprochen, der gemeinsam mit Oliver Matthes Buch, Regie und Produktion des Films übernommen hat. Er berichtete uns vom folgenden Zitat der Protagonistin, dass ihn während der Dreharbeiten und auch das Testpublikum beim Screening des Rohschnitts tief bewegt hat:

Das Weggucken ich sehe nichts. Ich höre nichts. Ich rede nicht. Früher wurde bei mir in der Kindheit auch weggeguckt. Es wurde nichts gehört. Es wurde nichts drüber gesprochen. Als wäre es das normalste der Welt, dass man sein Kind dahergibt. Als würde es jeder machen. Warum soll ich darüber reden? Warum soll ich da genau hingucken? Warum soll ich zuhören, wenn das Kind Schmerzen hat? Warum?

Und das tut weh, dass die Gesellschaft immer noch so ist?

Und das tut weh. Dass die Gesellschaft immer noch so ist. Ja.

Autsch. Da wird der Finger in eine große Wunde gelegt. Zurecht. Wir müssen noch aufmerksamer sein. Noch mehr Strukturen schaffen, die es ermöglichen, Unrecht gegenKinder schneller aufzudecken oder noch besser: unmöglich zu machen!

Laut werden

Volker Klotzsch hat uns außerdem diese Frage beantwortet: Wie kann man Betroffenen von sexualisierter Gewalt helfen? Und wie können wir das Schweigen der Gesellschaft darüber brechen?

V.K.: Diese Frage beschäftigt uns als Filmemacher seit drei Jahren. Während den Dreharbeiten zu unserem Dokumentarfilm „Und ruhig fließt der Rhein“ wurden wir, Volker Klotzsch und Oliver Matthes Zeuge, als bei unserer Protagonistin Caroline durch die Nachricht des Todes ihres Vaters und Peinigers das verdrängte Kindheitstrauma des jahrelangen Kindheitsmissbrauchs wiederaufflammte. Für die Protagonistin folgte eine dramatische Zeit mit täglichen Alpträumen und Flashbacks. Seitdem befindet sie sich in einer Therapie, um die Erlebnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten.

Hinter der Biografie von Caroline stehen Tausende von Schicksale, die ähnliches erlebt haben, deren Schicksale aber in unserer Gesellschaft oft tabuisiert werden. Der Dokumentarfilm „Und ruhig fließt der Rhein“ diesen Menschen eine Stimme geben.

Es braucht eine gesellschaftliche Debatte und hierfür möchten wir unseren Beitrag als Filmemacher leisten. Wir sind sehr dankbar, dass Inke Hummel und ihr Verein Bindungs(t)räume neben weiteren Initiativen von Betroffenen von sexualisierter Gewalt uns und das Projekt unterstützen.

Gemeinsam hoffen wir, das Schweigen brechen zu können.

 

Was kann jeder von uns aktuell dazu beitragen?

V.K.: Momentan befinden wir uns im Feinschnitt und in den kommenden Monaten erfolgt die Postproduktion für Bild- und Ton. Das Projekt wird durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Werkleitz-Gesellschaft Halle e.V. und weiteren lokalen Filmdienstleistern sowie dem Filmverband Sachsen unterstützt. Für die Finanzierung der letzten Produktionsschritte benötigen wir aber noch Hilfe und hoffen daher auf Spenden oder die Verbreitung unserer Kampagne in den sozialen Kanälen und sagen an dieser Stelle schon einmal allen Danke, die uns helfen wollen.

 

Hier könnt Ihr für das Projekt spenden. Vielen Dank!

Hier könnt Ihr Euch bei Unicef zum Thema informieren. Und hier findet Ihr verschiedene Kontaktmöglichkeiten (die nicht nur zu Corona-Zeiten gelten!) rund um Gewalt in Familien und mehr. Traut Euch, den Mund aufzumachen!