Team mit Humor – oder humorlose Motztruppe?
Urlaub! Letzter Tag. Zum Abschied eine Wandertour in den Bergen mit drei Kindern bei bestem Wetter und phantastischer Stimmung.
Aber leider mit einem Tourenbuch, das uns während der 14 Tage in Bayern schon mehrfach verwirrt hatte. Ohne Handyempfang oben am Hang und somit ohne Google Maps als Hilfe. Nach mehreren Unwettertagen, an denen Regenfälle einiges an Erde aufgewühlt, Bäume zum Umstürzen gebracht und Wege unkenntlich gemacht hatten…
So landeten wir nach etwa 1/3 der gesamten Wegstrecke unterwegs zur Alm in Gipfelnähe in einer unangenehmen Situation, die mich irgendwann an das Ehepaar denken ließ, das ich im Mai nach der Blogfamilia im Zug kennengelernt hatte und das so unerwartet entspannt mit dem Verlust seines Gepäcks umgegangen war.
Die große Suche
Aber ich fange mal vorne an. Wir sollten einen „kaum erkennbaren Steig durchs Unterholz“ finden. Hinter einem Bachlauf sollte es über treppenartige Wurzen empor gehen. Irgendwann entdeckten wir endlich so eine Stelle und erklommen den „Pfad“, den man kaum so nennen konnte. In Gedanken versunken sagte ich zu den Kindern beim Klettern, wie froh ich sei, dass ich hier nur hochkraxeln und nicht wieder hinunterschliddern müsse… Etwas später landeten wir dann an einem Hochsitz, an dem der Weg endete. Es war der falsche. Wir mussten doch wieder hinunter. Alle zurück!
Kurzes Murren, aber es war nicht weit zurück zum Fahrweg, nur etwas lästig. Von dort wanderten wir weiter und suchten erneut den „Geheimtipp“ für den Aufstieg zum Gipfel. Wenige Minuten später sahen wir es: wieder so etwas wie Stufen im Waldboden, den Berg hinauf durch Bäume, Moos, Dickicht. Das musste es sein! Es war kein Weg, nicht mal ein Pfad, mehr eine schmale Spur, die in steilen Serpentinen Kurve um Kurve den bewaldeten Hang hinaufführte. Keine Schilder, manchmal hier und da eine Farbmarkierung an der Baumrinde, die was auch immer heißen mochte. Ungefähr in Kurve 22 hatte der Jüngste keine Kraft mehr und wollte in den Sitzstreik treten. Ich musste ihn locken mit Singen und Schrittezählen. Nöhlig kam er weiter mit.
Wohin nur?
Immer öfter lagen Bäume quer über dem Wegchen, und für die kurzen Beine des Kleinsten war es am schwierigsten, darüber zu gelangen. Etwa in Kurve 33 gabelte sich die Spur schließlich, führte aber sowohl links als auch rechts nach ein paar Metern quasi ins Nichts.
Wir hätten jammern und schreien und motzen können, einen Schuldigen suchen und auf ihm herumhacken – und in vielen frühere Momenten wäre das vor lauter Frust und Müdigkeit vermutlich auch passiert. Aber wir blieben alle Mann besonnen. Mein Mann ging in beide Richtungen alleine ein Stück weiter und schaute, ob sich irgendwo wieder ein Weg finden ließ. Der Kleinste setzte sich derweil auf einen Baumstumpf und schöpfte Kraft.
Wir mussten aber schließlich einsehen: es ging nirgendwo weiter. Gemeinsam beschlossen wir, es auch nicht nach ungefährer Himmelsrichtung zu versuchen, sondern den elendig langen, blöden Weg bergab zurückzugehen. Alles umsonst!
Zurück Marsch Marsch
Doch es gab kein Geheule, kein böses Wort. Müde stapften, rutschten und kletterten wir hinab, und ungefähr nach der Hälfte wurde schon wieder gehopst und der erste blöde Spruch geklopft, über den alle lachen mussten. Und dann noch einer. Und noch einer. Bis jeder fett grinste. Verzweifeln und Schuldsuchen hätten ja auch nichts gebracht. So war es ein viel besseres Gefühl!
Es wird auch wieder mal anders laufen. Aber an dem Tag, in dem Urlaub hatten wir alle genug Reserven. Wir konnten trotz der ungeplanten vielen Kletterschritte in den Beinen weitermarschieren, noch eine Tränke mit „Pumuckl-Rutsche“ entdecken, eine winzige Bergkapelle bewundern, einen schönen Picknickplatz finden, unsere Brote genießen und einiges mehr. Das Beste draus machen.
Weil alle Kraft hatten, sich nicht gehen zu lassen, keinen Frust herauszuposaunen – sondern am Miteinander mitzuwirken. Kraft, die wir uns im Alltag holen, weil möglichst immer alle Personen und Meinungen und Bedürfnisse ihren Platz haben auf Augenhöhe mit den anderen. Und: weil Humor unser aller Verbindungsstück ist.