26 Jun

Christina Tropper und Alexander Smutni-Tropper: „Zwuderich der Unkürzbare“

Als ich die Post von Christian Hanne auspackte, der mir ein Kinderbuch für die Bindungsträume weitergeleitet hatte, war ich erst einmal überrascht: Das Format von „Zwuderich der Unkürzbare“ von Christina Tropper und ihrem Mann Alexander Smutni-Tropper (erschienen über epubli.de) sieht man nicht so oft bei Kinderbüchern. Es hat DinA4 Größe und ist eher ein Heft, aber mit festem Umschlag und ins Auge fallendem Cover!

Der gezeichnete Zwerg mit dem „echten“ Himbeerhut, den Nicole Baumann in einer Mischung aus Zeichnungen und Fotografien in Szene gesetzt hat, gewinnt sofort das Herz des Betrachters – eine Schale Früchte zur Lektüre wäre perfekt. Meine neben mir sitzende 13-jährige Tochter schaute sofort mit ins Buch, als ich das erste Mal durchblätterte und fragte begeistert, ob die Bilder zum Ausmalen gedacht seien. Explizit vermerkt ist das nicht, aber die Bilder und das Papier lassen Buntstifte sicher gut zu.

Die Linienzeichnungen der Illustrationen sind detailliert genug, um sich darin zu verlieren, gerade wenn eine jüngeres Kind den Text vorgelesen bekommt und viel Zeit zum Schauen hat, aber sie sind eben auch „grob“ genug für kleine Hände und wilde Stiftführung, wenn die Lust zum Mitmalen da ist. So kann man mit dem Buch viel intensive Zeit verbingen, allein schon der Illustrationen wegen. – Aber worum geht es in der Geschichte?

Was ist das für ein Kerlchen?

Die Erzählung über den Zwerg Zwuderich ist ebenso liebevoll wie die Bebilderung. Der Zwerg ist selbst für einen Zwerg bemerkenswert winzig. Dennoch würde er anderen gerne helfen und fragt sich im Wald durch. In wirklich schönen Reimen können wir ihn begleiten, hören aber erst einmal nur Absagen von allen: die Sorgen von Bär, Fuchs und Hasen seien viel zu groß, als dass der kleine Wicht sie unterstützen könnte.

Zwuderich ist niedergeschlagen, aber gibt nicht auf, und schließlich findet er in einer Ameisenkolonie dankbare Abnehmer für sein Hilfsangebot. Als er sich dort als nützlich erwiesen hat, kommen schließlich doch auch die anderen Tiere wieder zu ihm und lassen seine Hilfe zu – die unheimlich niedlich, lustig und liebevoll beschrieben und dargestellt wird.

So lernt nicht nur der Zwerg, dass auch kleine Wesen Großes schaffen können, sondern auch die Kinder, die das Buch vorgelesen bekommen oder selbst lesen mögen, nehmen sich mit, dass jeder zählt, jeder besondere Talente hat und dass das Miteinander das Wichtigste ist.

Wo kommt der Zwuderich denn her?

In einem Gespräch verriet Christina, die Ihr sonst sicher vom Blog „Einer schreit immer“ kennt, mir, dass es den Zwerg Zwuderich als Gestalt sogar schon in ihrem Leben gab, bevor ihre Kinder geboren wurden. Zusammen mit dem Nachwuchs wurde er dann immer präsenter im Leben der Familie durch ausgedachte Geschichten, und so wuchs schließlich die gedichtete Erzählung.

Während der Corona-Zeit, die ja für uns alle mit Einschränkungen, aber für viele auch mit guten Momenten verbunden war, stellte sich heraus, dass die Illustratorin ausreichend Gelegenheit hatte, das Projekt zu bebildern, und so konnte das Buch Ende Mai 2020 erscheinen.

Von uns Bindungsträumern gibt es eine ehrliche Leseempfehlung, am ehesten für Kinder zwischen 2 und 6 zum Vorlesen, für Grundschulkinder auch zum Selbstlesen und unbedingt auch Ausmalen, wenn man mag. Damit kann jeder Buch ein individuelles Exemplar werden, und die Geschichte kann Euch lange begleiten.

IH