05 Mrz

Huch, so viel Gefühl! – Frauke Angel / Elisabeth Kihßl „Ein eiskalter Fisch“

Ich mag Kinderbücher sehr gerne. Ich liebe es meinen Kindern vorzulesen. Häufig bin ich fasziniert, wie gut ein Buch ist. Wie lustig, wie großartig komponiert, wie leichtfüßig und dabei mit ganz viel Inhalt.

Aber dass mich ein Kinderbuch so richtig, richtig tief berührt, habe ich ehrlich gesagt selten. Dafür braucht es bei Büchern für Erwachsene schon die richtige Mischung aus Lachen und Weinen, Hinsehen und Mitfühlen und diesen Wahrheiten, die ein Autor in Worte gefasst hat – was ganz simpel aussieht, aber man selbst hätte es nie gekonnt. Zwei, drei Sätze oder auch mal ein halbes Kapitel – und es reißt Dich von den Socken, weil es einfach so wahr ist.

Heute kam ein Päckchen vom Tyrolia Verlag. Ich habe schon Bücher von ihnen gelesen und den wunderschönen Stand auf der Frankfurter Buchmesse letztes Jahr besucht. Ich habe mich gefreut auf die beiden neuen Rezensionsexemplare. Aber dass es mich so begeistern würde, hätte ich nicht erwartet. Nun muss ich sofort davon erzählen!

Vorlesezeit

Denn „Ein eiskalter Fisch“ von Frauke Angel und Elisabeth Kihßl ist genau so ein Buch wie oben beschrieben.

Ich habe es beim Kochen aus dem Umschlag gezogen und dann sofort an den Esstisch gelegt. Unser Jüngster kam heute alleine nach der 6. Stunde zum Essen heim, und an solchen Tagen lese ich ihm oft etwas vor, während er Spaghetti oder Kartoffelsuppe oder Schnitzel genießt (und wenn ich „genießt“ schreibe, meine ich das auch so: er isst begeistert, langsam und ausdauernd…da kann man viel lesen!).

Als er an seinem Teller mit Ravioli saß, entdeckte er das Buch sofort, und ich las los:

„Heute war der schönste Tag in meinem ganzen, langen Leben. Heute ist Onno gestorben.“

Ich hatte das Buch im Vorfeld nicht gelesen, wusste also auch nicht, was da auf mich zukam. Dieses Zitat aber hatte ich schon auf dem Einband entdeckt und mich gewundert. Man stutzt natürlich. Meine erste Erwartung war ein Buch, das von einer Beerdigung handelt und dem mitlesenden Kind vermutlich zeigen möchte: das gehört zum Leben dazu, auch Du kannst damit umgehen lernen o.ä.

Mein Sohn lachte über diese zwei Sätze, die so gar nicht zusammenpassen wollten und fragte, wie das denn gehen kann. Wir beschlossen, weiterzulesen und das herauszufinden.

Alles anders

Ich will nicht zu viel verraten, aber ich sage Euch, Sterben ist nicht das Hauptthema dieses Buches – Gefühle sind es. Ein Papa, der nicht gelernt hat, sie zu zeigen, aber dessen Frau und Kind es schaffen, dass er sie endlich zulassen kann. Und ein Kinderblick auf all das, der so wahnsinnig berührend ist, dass ich beim Vorlesen nicht mal atmen konnte, während mein Körper zwischen weinen und loslachen hin- und herreagierte.

Wahnsinn! Dicke, fette Empfehlung!

Gefühle sind so ein wichtiges Thema, die Basis für so vieles. Wir Eltern können sie bei unseren Kindern oft schwer aushalten – vielleicht weil wir sie selbst nicht gut beherrschen… nicht gelernt haben, damit umzugehen…sie nie zeigen durften?! Man kommt ins Grübeln  und Hinschauen.

Eure zuhörenden Kinder werden viel lachen (das Parfümfläschchen!!), vielleicht ein bisschen was fragen, die Bilder genau anschauen und Euch bestimmt mal drücken. Und Ihr solltet Euch darauf einstellen, dass Euch das Buch nach dem Vorlesen und Weglegen nicht sofort wieder loslässt.

Charmant und sehr berührend.