Pfützen sind doch auch nur Wasser
Regen. Am Sonntag. Wie schön wäre es jetzt, nur auf dem Sofa zu liegen, zu malen, zu lesen, zu kuscheln, Kakao, ein bisschen fernsehen – Hauptsache nicht raus.
Die Grundschullehrerin unseres Größten sagte immer, sie merke montags genau, wenn so ein Sonntagswetter war, weil ganz viele Kinder sich tatsächlich zu wenig bewegt hätten. Als unsere drei Kinder alle im Kindergarten- und Grundschulalter waren, wäre das aber definitiv nicht gegangen. Wir hätten uns alle irgendwann nur noch angeschrien und Türen zugedonnert oder ähnliches.
Sie haben genau gezeigt, wann sie Bewegung und Hausverlassen brauchten. Und wir haben es gerne immer emöglicht, auch beim blödesten Wetter, denn das Verlassen der eigenen vier Wände war auch meist ein Garant dafür, dass Geschwisterstreit eine Zeit lang kein Thema mehr war. Die Weite vor der Tür trieb die drei immer zusammen: bei Sonnenschein buddelnd am Rhein, bei Kälte tobend auf dem Abenteuerspielplatz, bei Schnee erkundend auf fremden Waldwegen, bei Regen und Nebel auf der Suche nach einer Burgruine.
Pfützen sind doch auch nur Wasser
Ganz schnell haben wir gelernt, wie gut uns allen die Draußenzeit tut. Und ähnlich schnell haben wir Eltern gelernt, dass Vorbereitung und Gelassenheit der beste Ratgeber sind für noch so blöde Regentage: wir wollten keine Eltern sein, die sagen „Nicht in die Pfütze! Denk an Deine Schühchen!“ oder „Nicht auf dem Trampelpfad! Wie sieht denn dann die Hose aus?!“ Wir passten uns an, bereiteten uns vor. Matschhosen und Jacken, Gummischuhe oder -stiefel, Wechselsachen im Rucksack oder Auto, Handtücher und Wolldecken im Kofferraum für spontanes Ausziehenmüssen und Halbnacktheimfahren. So konnten die Kinder erkunden und sich bewegen ohne Ermahnungen. Auch ich selbst schaffte mir eine warme, matschtaugliche Hose an, durch die kein Wasser kam, so dass ich einfach mal mitmachen konnte, ohne rasch frierend und wegen feuchter Kleidung heim zu wollen.
Auch wenn es zu chicen Familenfeiern ging, durften die Kinder Kinderkleidung tragen, die ihren Bedürfnissen entsprach – was manches Mal zu Unverständnis führte. Und als sie größer waren und sich manchmal selbst besonders fein anziehen wollten, haben wir gemeinsam besprochen, was vielleicht doch lieber ausgezogen / gewechselt wird, bevor es vom Restaurant in den Wald ging o.ä. Sprich: wir haben nicht über den Kopf hinweg entschieden, sondern gemeinsam; wir haben praktikable Wege gesucht. Das fanden sie so gut, dass es da kaum zu Diskussionen kam, denn sie hatten ja spüren dürfen wie toll spontanes Pfützesitzen in kaltem Wasser ist, wenn man dabei nicht im Tutu ist.
Super hilfreich waren dabei die lang mitgenommene Wickeltasche mit Wechselkleidung für alle (nicht nur fürs kleinste Kind) und: DER SCHUHTROCKNER!
4 Schläuche für ein Halleluja!
Dieses Gerät hatte mein Mann eigentlich für seine Rennradschuhe angeschafft, um sie nach nassen Touren flott trocken zu bekommen, aber für die Kinderzwecke war es genauso gut. 4 Schläuche für 2 Paar Schuhe, heiße Luft, eine Zeitschaltuhr – tausendmal besser als Heizung und Zeitungspapier. Und durch die Zeitschaltuhr konnte man den Trockner auch ruhigen Gewissens abends vorm Zubettgehen noch anstellen und hatte morgens wieder brauchbares Schuhwerk.
An Schneetagen haben wir ihn auch häufiger eingesetzt, damit teilweise nasse Stiefel vom Morgen nachmittags wieder einsatzbereit für den Schlitten waren. Und selbst so richtig nasse Schuhe – nach einem Sturz in ein Gewässer oder einem spontanen Dammbau – bekam der Trockner gut und rasch wieder trocken.
Die Anschaffungskosten lagen mit knapp über 30 Euro im ähnlichen Rahmen wie eine gute Matschhose und helfen im Alltag einfach, ein Stück bedürfsnisorientierter sein zu können, wenn man nicht zu viele Schuhe zur Auswahl hat, die am nächsten Morgen wieder zum Einsatz kommen könnten. Gute Kinderschuhe sind ja in der Regel deutlich teurer.
Welche Dinge erleichtern es Euch, die Kinder toben und entdecken zu lassen, ohne ermahnen zu müssen?
IH
Ein Gedanke zu „Pfützen sind doch auch nur Wasser“