Sascha Schmidt „Wieder Paar sein“
Zu uns Bindungsträumern finden in der Regel Familien, die schon sehr viel wissen über ihre Kinder, über Beziehung und Begleitung. Manchmal brauchen sie Inspitarion, manchmal einen guten Blick von außen und kreative Ideen für ihren Alltag mit einem herausfordernden Kind oder vielen Geschwisterkindern oder oder oder…und nicht selten fehlt den Eltern auch ein guter Blick auf sich selbst, auf ihre Partnerschaft. Sie sind Eltern, wollen alles ganz gut machen, legen Wert auf Bindung und kindliche Bedürfnisse – aber haben sich selbst, einzeln und / oder als Paar, ein bisschen verloren.
Auch darauf zu schauen und ihnen ggf. Hilfe an die Hand zu geben aus unserem Bindungsträumenetzwerk ist unsere Aufgabe. Denn: in der Beziehungs- und Bedürfnisorientierung ist wichtig, was ALLE brauchen, damit es ihnen gut geht – nicht nur die Kinder.
Ja, wenn so ein neuer kleiner Mensch geboren ist, ändert sich erst einmal ganz vieles! Man muss sich zurücknehmen und auch Partnerschaft hinten anstellen.
Paar bleiben
Aber: man kann schon im Vorfeld versuchen, manche Felsen zu umschiffen, und man kann und sollte mittelfristig bewusst zurück zu den Wurzeln gehen, die diese Familie erst möglich gemacht haben. Im Alltag ist das manchmal gar nicht so leicht. Das Buch „Wieder Paar sein“ von Sascha Schmidt (humboldt Verlag) unterstützt dabei.
Der Autor arbeitet als familylab-Berater und kann viel aus seinen Erfahrungen mit realen Familien schöpfen und weitergeben. Er listet Tipps dazu auf, welche Absprachen schon vor der Geburt des ersten Kindes sinnvoll sind, und er nimmt die Leser mit in Gedanken und Situationen, die wir vielfach alle kennen: schlechtes Gewissen weil man keinem gerecht wird, alles dreht sich nur um die Kinder, die Eltern machen sich gegenseitig Vorwürfe, schieben Schuld hin und her…
Für alles hat Schmidt einen guten, kleinschrittigen Plan, um für sich selbst oder miteinander daran zu arbeiten. Kleine Merksätze nehmen einem Druck, Blicke in die Vergangenheit und auf die eigenen Eltern lassen einen Erklärungen für manche Verhaltensweisen finden, Fokuswechsel zurück auf Freundschaften, Hobbys und auch schöne Erinnerungen oder fest eingeplante gemeinsame Zeit sind seine Ideen.
Und diese werden jeweils so gut erläutert, dass man als Leser wirklich weiß, wo man ansetzen kann, um vieles davon im Alltag zwischen Kindern und Arbeit dennoch einzubauen bzw. grundlegend seine Einstellung zu manchem zu verändern.
Und noch?
Auch Patchworksituationen, das sensible Feld Sex und komplizierte Entwicklungen wie zu starkes ins Zentrum Stellen eines Kindes als eine Art Partnerersatz lässt Sascha Schmidt nicht außen vor. Ich denke, jedes Paar, das ein Kriseln spürt und Ansatzpunkte sucht, kann hier rasch Unterstützung finden. Auch nur punktuelles Lesen einzelner Abschnitte ist möglich und hilfreich.
Besonders mag ich, dass der Autor immer wieder einfließen lässt, wie gut es ist, sich ggf. externe Hilfe zu holen. Man kann nicht alles alleine schaffen. Trennung ist aber eben auch nicht der einzige alternative Weg. Da passt viel dazwischen; man kann etliches versuchen – das Buch zeigt es uns.
Schmidt nennt immer mal wieder die ersten zwei Lebensjahre eines Kindes als Zeitraum, in dem man sich zurücknehmen muss und nach dem ein Paar aber endlich wieder viel an sich denken solle. Ich schätze daran, dass es nicht wie so oft nur das erste Lebensjahr eines Kindes ist, das hier genannt wird, möchte aber ergänzen, dass dieser Zeitraum sicher nicht allgemeingültig ist – denn jedes Kind ist anders, alle Eltern sind unterschiedlich und Bedürfnisse sind sehr verschieden. Es kann auch länger dauern, bis die Großen wieder richtig Platz haben.
Insgesamt bleibt es ein absolut empfehlenswertes Buch, wenn Ihr auf der Suche seid nach Startpunkten und Tipps zur Verwirklichung eines Weges zurück in mehr als nur Elternschaft: in echte, liebevolle Partnerschaft.
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