Schau Dir mal Dein Kind an – Interview-Serie Nr. 1: Kerstin und Sylvia
Unser Interview-Projekt ist gestartet, und Euer Feedback war ganz wundervoll! Es haben sich unheimlich viele gemeldet, die gerne mitmachen wollten, und nachdem wir die Fragen zugesandt hatten, waren die Reaktionen durchweg positiv: „Was für schöne Fragen!“ – „Da muss ich gleich ein Tränchen verdrücken, wenn ich so auf mein Kind schaue!“ – „Danke für diese tollen Fragestellungen!“
So war das gedacht, und nun möchten wir peu á peu unsere Leser an Euren Antworten teilhaben lassen, um zu zeigen, wie gut es tut, die Kinder einfach nur anzuschauen, zu bewundern für ihr Wesen , für das, was sie ausmacht, was sie anders macht, für das, was uns Lachfalten beschehrt.
Ich denke da gerne an die Mutter von Michel aus Lönneberga. Als die Nachbarn Geld gesammelt haben, um den wilden Jungen nach Amerika zu schicken, schmeißt sie ihnen den Geldbeutel entgegen, denkt keine Sekunde an all‘ die ihm zugeschriebenen negativen Züge, sondern ruft nur: „Wir lieben Michel, wie er ist!“
So soll es doch sein. Schaut Euch mal Eure Kinder an!
IH
KERSTIN
Was begeistert Dich an Deinem Kind am meisten?
Seine Unbeschwertheit, sein Lachen und die wahnsinnig riesigen Entwicklungsschritte, die er gerade macht.
Was macht Ihr am liebsten gemeinsam?
Wir kuscheln viel und haben viel Körperkontakt. Den hat er schon seit der Geburt eingefordert. Ich genieße die Zeit sehr – am liebsten tobe ich mit ihm und mache Quatsch. Da kann ich selbst noch einmal Kind sein – und der Papa kann manchmal gar nicht hinschauen.
Was hast Du von Deinem Kind gelernt?
Ein Plan, der nicht flexibel ist, war kein guter Plan. Ich habe gelernt, viel gelassener mit Situationen umzugehen, die anders laufen als ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte. Darauf bin ich stolz.
Was kann Dein Kind besser als Du?
Er gibt besser acht auf seine eigenen Bedürfnisse als ich das tue. Ich versuche auch hier, ein wenig von ihm zu lernen.
Wann und wie hat Dein Kind Dich zuletzt zum Lächeln gebracht?
Vorhin, nach dem Abendessen, wollte ich mich ein wenig zum Lesen zurückziehen. Er rief mich, und ich ging zu ihm mit der Frage: „Was gibt’s?“ Seine Antwort brachte mich zum Lächeln: „Ich brauche Du“.
Gibt es etwas Schönes aus Deiner eigenen Kindheit, das Du Deinem Kind geschenkt hast?
Ja, zu meinem allerersten Weihnachtsfest habe ich einen großen Steiff-Elefanten geschenkt bekommen. Ich habe nicht viele Kindheitserinnerungen – aber an diesen Elefanten erinnere ich mich sehr gut. Ich habe ihn meinem Sohn zu seinem ersten Weihnachtsfest geschenkt (und ähnliche Fotos gemacht wie die von mir damals).
SYLVIA
Was begeistert Dich an Deinem Kind am meisten?
Am meisten begeistert mich an meinem Kind seine Gradlinigkeit. Er (10 Monate) ist so klar mit dem was er möchte und was er tut. Er sprüht nur so vor Ehrlichkeit und erwartet es auch von seinem Gegenüber. Er tut das, was in seinen Augen getan werden muss mit voller Konzentration, Kraft und Stärke und ist mit sich völlig im Reinen. Es ist sein Lebenswille und seine Stärke, die mich begeistern.
Was macht Ihr am liebsten gemeinsam?
Am liebsten stillen wir gemeinsam. Das ist etwas, was nur uns gehört. Wenn wir nach Hause kommen und uns hinlegen, verdreht er vor Genuss die Augen, und wir sind völlig von dieser Welt verschwunden. Es scheint für ihn ein Gefühl von Ankommen zu sein. Ein Moment, der einfach perfekt für uns beide ist.
Was hast Du von Deinem Kind gelernt?
Von meinem Kind habe ich gelernt, dass es sich zu kämpfen lohnt und man zu dem steht, was man will und braucht. Schon in der Schwangerschaft musste mein kleiner Mann hart kämpfen und uns allen war klar, dass er eine so starke Persönlichkeit sein wird. Und so ist es auch. Ich bin anfangs so unsicher durch die Straßen mit ihm gelaufen, immer Angst vor Bewertungen. Nun, ich werde bewertet, gerade zum Thema AP, aber ich kann dazu stehen und stolz auf mich sein.
Was kann Dein Kind besser als Du?
Mein Kind kann für sich einstehen. Das kann ich weniger gut. Aber er ist bei sich und macht deutlich, was er braucht und was ihm zusteht. Dafür bewundere ich ihn.
Wann und wie hat Dein Kind Dich zuletzt zum Lächeln gebracht?
Gerade heute. Wir tanzen unheimlich gern zusammen. Heute habe ich eine CD angemacht, welche wir schon lange nicht mehr gehört haben. Er hat sie sofort wieder erkannt, mich angelacht und sich an mich geschmiegt. Er bringt mich jeden Tag zum Lachen. Ich habe vorher nie so viel gelacht wie jetzt.
Gibt es etwas Schönes aus Deiner eigenen Kindheit, das Du Deinem Kind geschenkt hast?
Ich habe zu meiner Geburt eine Fussbank bekommen. Das ist nun fast 37 Jahre her. Ich bin schon so viel umgezogen und diese Fussbank kam immer treu mit mir mit. Nun gehört sie meinem Sohn und ich freue mich darauf, wenn wir uns gemeinsam am Waschbecken die Zähne putzen oder gemeinsam abwaschen und seine Füßchen auf der Bank stehen werden.