Gastbeitrag: Zeit säen und Kinderkraft ernten
Sie war überall. In jeder Elterngruppe, in der es irgendwo um das Thema Einschlafbegleitung ging, kommentierte sie irgendwann mit. Lustig-grübelnd, witzelnd-verzweifelt, suchend bis abwartend, liebevoll-ratgebend, manchmal auch ideensammelnd…
Hier und da kamen wir ins Gespräch. Die Abende waren lang mit zwei Kindern, einem großen Mädchen und einem kleinen Jungen. Zehrend! Aber genervt klang sie nie. Immer ein bisschen „unterwegs“, auf der Suche, ob es doch einen Tipp geben könnte, der den Weg für ihre Große leichter machen würde – aber eigentlich auch nicht. Eigentlich war ihr klar, dass sie warten musste. Nur warten. Durchhalten. Zu ihrer Großen halten. Es nicht zum Thema machen.
Ihre Tochter war schon fast 4 Jahre alt. An irgendeinem Abend nach einem besonders langen, anstrengenden Tag, war die Mutter alleine mit beiden Kindern zu Hause, da ihr Mann Spätschicht hatte. Sie entschied sich, erst den Kleinen in den Schlaf zu begleiten, und ging dann zu ihrer Tochter ins Zimmer. Sie kuschelten sich ein und lasen gemeinsam ein Buch. Die Mama musste immer wieder gähnen, weil der Tag so furchtbar kraftraubend gewesen war. Nach dem Lesen machte sie dann auch gleich das Licht aus und wollte sich – wie immer – neben ihr Mädchen ins Bett legen, um auch sie in den Schlaf zu begleiten.
Da sagte die Tochter zu ihr: „Mama, du kannst ruhig runter ins Wohnzimmer gehen und Dich ausruhen. Ich weiß ja, dass du immer gleich kommst, wenn ich weinen muss oder Dich rufe!“
Die Mutter beschreibt den Moment noch heute als sehr berührend. Sie ist sich ganz sicher, dass sich jeder lange Abend im Familien- und später im Kinderbett, mit Büchern, Liedern, Händchenhalten und Streicheln, Kraft und Liebe gelohnt hat – dass der Weg, den sie als Familie gegangen sind und weiterhin gehen, der richtige war und ist!
Foto: N.I. privat
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