„Und was hat sie dafür gewollt??“
Kennt Ihr das? Ihr hattet ein schönes Erlebnis mit Euren Kindern und berichtet anderen davon – wie nett, hilfsbereit, aufmerksam sie waren. Weil Ihr Euch so gefreut habt. Und dann fragt Euer Gegenüber: „Was wollte Dein Kind danach von Dir?“ Also: Wofür hat es das gemacht? Was hat es dafür erwartet?
Manchmal ist diese Frage lustig gemeint. Ein Witz. Über den ich auch mal lachen kann.
Aber meistens hat diese Frage einen ernsthaften Hintergrund oder ist sogar komplett ohne lustigen Twist gemeint. Das stört mich! Denn: was steckt dahinter?
Das Gegenüber geht davon aus, dass (meine) Kinder nur nett sind, um eine Gegenleistung dafür zu bekommen. Kinder und Jugendliche werden für berechnend gehalten (sogar Babys oftmals schon!). Warum?
Ich nehme weder die Kinder noch die Erwachsenen in meinem näheren Umfeld als berechnend wahr. Sie helfen mir oft, wenn ich darum bitte oder auch von ganz alleine, aber sie erwarten nichts dafür. Wir sind in guter Beziehung zueinander. Natürlich gebe ich ihnen auch oft etwas von mir, aber niemals „im Gegenzug“ oder genau kalkuliert. Sondern mit Herz, aus Sympathie.
Das ist mit Freunden so, mit lieben Verwandten und mit meinen Kindern!
Aber es gibt doch berechnende Typen?!!
Klar gibt es die! Aber warum sind die so?
Vermutlich weil sie so werden mussten. Weil sie bestimmte Dinge oder auch Nicht-Gegenständliches nur bekommen haben, wenn sie sich verbogen haben. Weil ihnen willkürlich und mit Macht begegnet wurde und sie sich anders nicht zu helfen wussten und wissen.
Und wahrscheinlich haben diejenigen, die einen mit der Frage nach dem Grund für Hilfsbereitschaft konfrontieren, ähnliches erlebt, mussten sich ähnlich verhalten – und assoziieren das Ganze deshalb damit.
Kein Grund dazu, berechnend zu sein!
Meine Kinder spüren aber ziemlich sicher, dass sie geliebt werden, egal was sie tun. Egal, ob ihnen etwas kaputt geht, sie zu faul fürs Lernen waren, sie etwas „falsch“ gemacht haben… Und sie können auch einfach fragen, wenn sie etwas Bestimmtes möchten. Sie können sagen, wenn sie etwas stört. Sie können sich äußern und mitreden. Und als sie noch kleiner waren und das nicht immer sagen konnte, habe ich versucht es auch so zu erkennen: Bedürfnis nach Nähe, gemeinsamer Zeit, Wertschätzung, Freiräumen…
Das heißt nicht, dass sie alles bekommen! Wir überlegen dann eventuell gemeinsam, wägen ab, ich frage nach. Wir suchen Lösungen, Kompromisse, und ganz selten spreche ich auch mal ein klares „Ich will das aber nicht!“ aus (allerdings immer mit einer Erklärung, die aber nicht jedes Mal [sofort] nachhvollzogen wird). Doch die Spielräume sind groß, die Freiheiten sind vielfältig. Sie müssen sich nichts „erkaufen“. Ich sage „Ja!“ wann immer es geht, und es geht oft!
Die Sache mit der Beziehung
Sie helfen, weil sie Helfen erleben. Sie helfen, weil, wir das so vorleben. Sie helfen, weil sie sehen, dass Unterstützung gebraucht wird. Sie helfen, weil ihnen eine Sache – oder die Familie – wichtig ist!
Und ich hoffe, das tun Eure Kinder auch, weil sie auch so ein Bindungsträumer-Miteinander kennen. Sonst schaut da doch nochmal hin, was Ihr an Eurer Beziehung verbessern könnt.
Und wenn Euch wieder mal jemand danach fragt „Und was hat sie dafür gewollt??“ sagt ruhig die Wahrheit: „Nichts! Aber Liebe bekommen. Danach und vorher schon.“