Wissen was kommt
Viele von uns Großen sind vielleicht gerade ganz zufrieden mit einem eher leeren Kalender: keine Fahrten zum Fußballplatz, keine Elternabende, keine fünf Kindergeburtstagseinladungen, kein Erinnern an die Englischklassenarbeit. Leider fehlen aber auch die Geburtstagsparty des Kumpels, das Wochenende mit der Freundin, der Konzertabend und der Nachmittag im Erlebnisbad. Kalender und Pläne sind nicht nur voller Termine und Druck, sie geben auch Vorfreude und Orientierung.
Unseren Kindern geht es nicht anders. Nicht umsonst haben viele Familien Tages- oder Wochenpläne aufgehängt, damit die Kinder wissen, wann es wieder zu Oma geht, wann der Zoobesuch dran ist und dass sie noch zehnmal schlafen müssen bis zum Ferienbeginn.
Corona ändert da viel: Wir müssen viel streichen und wir wissen nicht, was wann kommt. Können wir in den Urlaub fahren? Müssen die Kinder rasch wieder in die Schule? Und falls ja: wann? Wird der Kindergartenabschied gefeiert? Kann das Sommerfest der Stadt ausgerichtet werden? Dürfen wir im Herbst wieder in die Boulderhalle? Wann starten Musikschule und Tennistraining wieder? Wann können wir zu Opi?
Endlich wieder Klarheit
Viele Kinder sind gereizter, nervöser, ängstlicher als sonst – auch die mit liebevollen Eltern, großem Garten und bemühten Betreuern, die Post schicken und ihnen zeigen, dass sie an sie denken. Sie wünschen sich, dass alles wie früher ist, vor allem, dass klar ist, was wann ansteht. Darum schreien auch überall alle nach „Fahrplänen“, auch die Großen. „Planungssicherheit“ brauchen unser Kopf und unser Herz. Die wenigsten können mit diffusem Irgendwann gut zurechtkommen.
Aber diese Pläne sind gerade eben kaum möglich. Wer weiß schon, was in 14 Tagen ist, im Juli, im Herbst, 2021? Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Wenn man genau darüber nachdenkt, kann es einen selbst als Erwachsenen sehr unruhig machen. Vorfreude ist kaum möglich – und die lässt uns sonst so wunderbar durchhalten auf Durststrecken.
Was können wir hier tun, gerade für unsere Kinder? Mein Rat ist: Macht trotzdem Wochenpläne. Die nächsten Tage kann man doch relativ gut absehen. Tragt alles ein, findet Dinge, die erwähnenswert sind, auf die man sich freuen kann oder die zumindest den einen Tag anders aussehen lassen als all die anderen. Noch dreimal schlafen bis zum Planschbeckenaufbau. Noch fünfmal schlafen, bis wir einen Homeschoolingtag sausen lassen und zum Wandern fahren – nacharbeiten geht auch samstags. Jeden Montag und Mittwoch suchen wir uns eine Tüte Kekse im kleinen Café drüben aus. Jeden Dienstag und Donnerstag lesen wir abends ein Kapitel mehr als sonst. Irgendwas. Sicherheiten. Vorfreudemacher. Ruhe. Klarheit. Wir können es zumindest versuchen.