05 Sep

Nora Imlau: „Du bist anders, Du bist gut“

Als Nora Imlau im Mai 2018 „So viel Freude, so viel Wut“ (Kösel Verlag) veröffentlichte, schaffte sie es, vielen Eltern zu erklären, was genau in den Köpfen und Körpern ihrer besonders gefühligen, temperamentvollen Kinder vor sich geht. Gefühlsstärke!

Der von Nora geprägte Begriff setzt diese individuelle Besonderheit in einen positiven Fokus und will kein Stempel sein sowie definitiv keinen Mangel erfassen. Die Einordnung soll dabei helfen, ein Kind in seiner Eigenart zu erkennen, um im Alltag bestmöglich reagieren zu können.

Damit verhalf die Autorin vielen Familien nachhaltig zu besseren Eltern-Kind-Beziehungen, weil die Großen seither endlich verstehen können, warum ihr Nachwuchs oft so unerwartet emotional (egal in welche Richtung) agiert und vor allem auch wie die Eltern am besten mit (Klein-)Kindern voller Gefühlsexplosionen umgehen, besonders in der Entwicklungsphase der Emotionsregulation.

Außerdem schaffte Nora es mittels der zum Buch gehörenden, immer noch beständig wachsenden Facebook-Gruppe, dass Eltern anfingen, sich auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen, sich nicht mehr alleine zu fühlen – und zu verstehen, dass die Gefühlsstärke von niemandem die Schuld ist und schon gar nicht von einem bestimmten Erziehungsstil verursacht wird!

Teil 2

Am 30.09.2019 erscheint das Nachfolgewerk „Du bist anders, Du bist gut“ (Kösel Verlag), das von vielen schon so dringlich erwartet wird, dass der Verlag die Veröffentlichung zumindest als eBook vorzog: seit dem 02.09. kann man daher nun noch mehr rund um die Thematik nachlesen und lernen. Nora betont zu Beginn des Buches, dass Gefühlsstärke eben keine Phase ist wie die Zeit der ersten Entwicklung von Emotionsregulation oder die Autonomiephase, sondern dass sie natürlich im Kind als Wesensmerkmal verankert bleibt und auch im Grundschul- und Teeniealter (sowie darüber hinaus) Auswirkungen hat.

Die Autorin erklärt, dass Gefühle wie Wut und Verzweiflung oder alle anderen auch in größeren Kindern stärker wirken können als bei anderen, wenn das Kind gefühlsstark ist, auch wenn es reift und wächst und sich selbst immer besser kennenlernt. Das heißt das Begleiten durch uns Eltern bleibt in der Regel eine Herausforderung, aber es tut sich was, wenn wir um die Gegebenheiten wissen, zugewandt und gut rückmeldend reagieren und mit dem Kind gemeinsam lernen, was unterstützend wirkt und was eher hinderlich ist.

Das Kind und die Eltern

Nora blickt in ihrem Buch besonders auf zwei Bereiche:

  • auf die Kinder, deren Ausgangslage ihr gefühlsstarkes Temperament ist, das sie in harter Arbeit gemeinsam mit den Eltern hin zu einer glücklichen, starken, sozial gut integrierten Persönlichkeit entwickeln sollen, welche ihre Gefühle trotz der Intensität schließlich selbst organisieren und regulieren kann,
  • und auf die Eltern, die definitiv mehr belastet sind als andere und deshalb nicht nur den guten Umgang mit ihren gefühlsstarken Kindern lernen sollten, sondern auch das gesunde Auf-ich-selbst-Achten.

Über die Jahre wird das Leben mit solchen Kindern anders. Sie können besser kommunizieren, sich besser in andere Menschen einfühlen, abstrakter denken. Doch ihre innere Konfliktlage bleibt, so dass die o.g. „harte Arbeit“ in der Familie bleibt, aber veränderte Erfordernisse aufweist. Empfindlichkeit kann zu betrübtem Grübeln werden, das man im Blick haben muss; sich rückversichern Müssen kann neue Arten des Nähespendens erforderlich machen; das vermehrte Streben nach Flügeln und Freiheit kann mit dem inneren Bedürfnis nach Wurzeln und Unterstützung stark kollidieren und verunsichern, sogar überfordern. Es bleibt eines gleich: die Kinder und Jugendlichen brauchen starke Bindungserfahrungen und respektvolle, informierte Eltern.

Familienalltag in Beziehung

In „Du bist anders, Du bist gut“ wird vertieft, wie dies im Alltag tatsächlich aussehen kann. Von allgemeinen Grundpfeilern wie Ritualen, aktivem Zuhören, Empathie, klarem Aufzeigen persönlicher Grenzen oder dem nicht zu persönlich Nehmen von emotionalen Ausrutschern bis hin zu situativen Lösungsideen rund um Aspekte wie Freundschaften, Medien, Schule, eher riskantem Verhalten, Schlafen, Lebenskrisen, Kleidung, Geschwister wird dem Leser nahegebracht, wie gute Begleitung aussehen kann.

Wie man gute Begleitung auch tatsächlich schaffen kann, erläutern die Passagen rund um gelungene Selbstfürsorge. Nora ermutigt die Eltern gefühlsstarker Kinder, sich nicht aufzugeben, sich nicht zu vergessen, sich ggf. auch fachliche Hilfe zu suchen und auf jeden Fall ein stützendes Netzwerk aufzubauen. Sie lässt auch nicht aus, dass wir Großen unsererseits in Ausnahmezustände gelangen können durch diese Mammutaufgabe, aber macht bewusst, dass es für alle Teilbereiche Strategien gibt, die wir individuell angepasst auf unsere jeweilige Familie anwenden können. Und sie macht ganz deutlich: Stolpern und Umwege gehören dazu, wir brauchen keine Perfektion, sondern nur die richtige Basis – dann sind auch wir Eltern gut genug!

Plus Plus Plus

Im Buch enthalten sind des Weiteren wie schon in Band 1 Erläuterungen zur genauen Begriffsfassung und Physiologie der Gefühlsstärke, aber ganz neu auch Blicke in die Öffentlichkeit in Bezug darauf: die Verfasserin warnt vor Geschäftemacherei, Diagnosen und Therapien, die an der eigentlichen Ursache vorbei gehen, und sie fordert, dass das Wissen um gefühlsstarke Menschen pädagogischem Personal zugänglicher gemacht werden müsste, damit Eltern im Alltag zwischen Institutionen wie Kindergärten und Schulen auf Verständnis und Unterstützung treffen können.

Schließlich blickt Nora auf Treffen mit Eltern anderer betroffener Kinder zurück und lässt auch einige davon in ihrem Buch zu Wort kommen (u.a. berichte auch ich über unser gefühlsstarkes Kind und meine Beratungstätigkeit in dem Bereich). Es zeigt sich, wie dankbar die Familien sind, dass sie endlich genauer sehen können, was in den Kindern vorgeht und wie viel daran doch positiv ist!

Mehr von der Autorin

Das Buch vervollständigt das Thema „Gefühlsstärke“ auf ganz großartige Weise und lässt Eltern nicht mehr alleine mit der Problematik. Wer die Inhalte noch genauer und persönlicher vorgestellt bekommen möchte, hatte die Chance dazu auf Noras kleiner Lesereise quer durch Deutschland im Herbst sowie auf der FEBuB im November in Essen.

➡️ Das Video zum Buch gibt es hier!

 

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