22 Sep.

Stefanie Rietzler & Fabian Grolimund: „Lotte träumst du schon wieder?“

„Lotte, träumst Du schon wieder“ ist ein Vor- und Selbstlesebuch für verträumte Grundschulkinder und ihre Eltern von Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund – beides Psycholog:innen, die sich besonders im Lerncoaching engagieren und dabei immer einen bindungsorientierten, liebevollen Blick auf Kinder einnehmen. Die Hauptfigur des Buches, das zehnjährige Hasenmädchen Lotte, trödelt und träumt, hat Ängste und stößt auf Herausforderungen, besonders im Schulalltag. Damit trifft sie auf Situationen, die etliche Kinder und Eltern kennen. Die Lektüre des Buches macht einerseits einfach als Geschichte wahnsinnig viel Freude, lässt die Leser:innen mitfühlen und -fiebern (und ist damit ein großartiges Buch für alle Bindungsträumer:innen), aber andererseits kann das Buch auch verträumte, schüchterne Kinder dabei unterstützen, Strategien zu finden, um ihr Temperament besser zu händeln.

Die beiden Autoren Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund haben mir einige Fragen zu „Lotte“ beantwortet:

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20 Sep.

„Die haste aber gut hingekriegt!“

„Die haste aber gut hingekriegt!“ – ein Satz, der erst einmal gefällt. Aber wann wird er zu einem Elternteil gesagt? Zum Beispiel nach dem gelungenen Schulabschluss eines Kindes, wenn die 5-jährige sich überschwänglich und mit gewählen Worten beim Opa für ein Geschenk bedankt, der 8-jährige ohne Aufforderung den Tisch abräumt, der 13-jährige eine Tanzperformance gezeigt hat… Jaaaa, da kann man stolz sein!

Kann man, darf man. Sich freuen. Übers Kind.

Aber ich sehe auch, dass das zum einen oft gesagt wird, wenn eine gesellschaftlich anerkannte Leistung gezeigt wird, oder aber wenn eine Anpassung an Konventionen erfolgt. Beides an sich ist auch erst einmal nicht Negatives. Vor allem wenn Leistung oder Anpassung nicht aus Druck und Zwang heraus erfolgt sind, sondern durch Empathie, Mitgefühl, Offenheit, Sicherheit oder aber auf Grund von gesunder Individuation – weil es immer schon so im Kind steckte.

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14 Sep.

Neunmalklug macht gefühlssicher!

Meine liebsten Kinderbücher sind lustige oder aber gefühlvolle. Denn beides ist beim gemeinsamen Lesen ein Gewinn. Zusammen lachen verbindet, gemeinsam einfühlen auch – und es macht uns stark, zugänglicher zu unserem eigenen Gefühlsleben. Lektüre und Gespräche dazu schenken den Kindern Worte für das, was sie spüren.

Ganz wunderbar umgesetzt ist das in meinen Augen in den Büchern von Sarah Roller (Autorin) und Tina Nagel (Illustratorin) aus dem Neunmalklug Verlag.

In „Flieg, kleiner Drache“ zieht ein Kind mit seinem Opa los zum Drachensteigenlassen, erlebt aber neben Spaß und Gemeinschaft auch eine Herausforderung, als der Wind den Drachen in einen Baum zerrt. Ärger und Frust haben Raum, Tränen dürfen sein und finden einen Tröster und schließlich kann der Drache gerettet werden. Außerdem erleben die beiden Protagonisten noch viel Herbsttypisches nebenbei und entdecken Welt und Tiere – wobei die Leser gleich mitentdecken können, vom Eichhörnchen über Kürbisse bis hin zum Igel(-näschen).

In „Schwimm, kleines Boot (Wut darf sein)“ geht ein Kind mit der Großmutter auf Tour, und zeigt sehr deutlich, dass es in der Autonomiephase steckt. Auch hier dürfen Gefühle sein, werden begleitet und sogar besprochen. Die Leser können schon allen anhand der tollen Mimik des Kindes in Gespräche über Emotionen finden , und nebenbei ist wieder viel Raum für Naturentdeckungen auf den liebevollen Zeichnungen.

Was die Bücher für mich besonders macht, sind nicht nur die guten Inhalte, nämlich dass alle Gefühle okay sind, sondern auch die Aufmachung: die Illustrationen sind nicht zu viel und nicht zu wenig, ganz, ganz warm und sicher sowohl für Kleine als auch Große ansprechend, und der Neunmalklug verlagt wirbt außerdem mit dem Slogan „Bunte Geschichten in Grünen Büchern“. Dies meint klimapositives Drucken bis hin zu Kompostierbarkeit! Und ja: das hat seinen (gerechtfertigten) Preis.

Beide Bücher eignen sich ab 2 Jahren, und es gibt dort noch viel mehr gute Geschichten. Schaut Euch mal um!

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29 Aug.

Bindungsträumer laufen nicht mit Nazis

Jede Sorge verdient es, ernst genommen zu werden. Menschen haben Ängste, Menschen kämpfen für sich und ihre Kinder.
Aber wir sollten uns dabei nie gemein machen und zusammen Schulter an Schulter laufen mit Personen, die klar faschistisches, nationalsozialistisches oder ähnlich diskriminierendes Gedankengut leben und weitertragen.

Es muss andere Wege geben, besonders für Bindungsträumer:innen!
Lasst Euch nicht missbrauchen und vor falsche Karren spannen.

Wir zitieren aus unserem Manifest:
„(…) Wir sehen es [Attachment Parenting] viel mehr als Grundhaltung, nicht nur dem eigenen Kind, sondern allen Menschen gegenüber. Bindungs(t)räume steht für einen Umgang miteinander auf Augenhöhe und in Gleichwürdigkeit. Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie Intoleranz gegenüber Homosexualität und Randgruppen.“

 

26 Aug.

„Du musst konsequent sein!!“

Vor Kurzem traf ich auf Twitter auf diese Frage: „Was bedeutet Konsequenz für euch? Seid ihr konsequent?“ Sie war ganz offen gestellt, könnte also auch von jemandem beantwortet werden, der dabei ans Fleischessen, frühes Zubettgehen oder tägliches Beten denkt. Aber ich als Mama und pädagogischer Coach hatte als erstes natürlich nur den einen Gedanken: Es geht hier ums Erzieherverhalten.

Woher kommt diese prompte, klare Assoziation?

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24 Aug.

Béa Beste: „Erziehen ist ein Kinderspiel“ – ein echtes Bindungsbuch!

WOW! Ich habe „Erziehen ist ein Kinderspiel“ von Béa Beste (Trias Verlag) von vorne bis hinten verschlungen und bin tief beeindruckt. Davon muss ich unbedingt erzählen, aber das wird gar nicht so leicht, denn das Buch ist so ausführlich und umfassend… Ich versuche, das möglichst gut hier aufzuführen, aber zunächst hilft vielleicht erst einmal eine Einordnung: Was ist das denn für ein Buch?

„Erziehen ist ein Kinderspiel“ klingt in einigen Ohren vielleicht erstmal frech oder gar beleidigend. Ein Kinderspiel?? Ist es doch gar nicht!! Elternsein ist doch immer wieder so fordernd und anstrengend.

Und in anderen Ohren klingt es altmodisch bis autoritär: Erziehen? Wollen wir nicht endlich von Begleiten und Beziehung sprechen?? Weiterlesen

21 Aug.

Lieblingsbücher zu BEziehung!

Ich weiß, viele von Euch lesen genau so gerne Bücher aus der Welt der Bindungen und Beziehungen wie ich. Weil sie uns Impulse geben, die den Alltag leichter machen. Weil sie uns helfen, Glaubenssätze aufzudecken, die in unseren Köpfen und Bäuchen stecken und uns den Umgang mit unseren Kindern oder auch anderen Mitmenschen erschweren. Weil sie uns Argumente liefern, damit wir anderen gegenüber dafür einstehen können, warum unser Weg so aussieht wie er aussieht. Weil wir dann mit starkem Rücken besser erklären können, dass unsere Begleitung alles andere als Larifari, unengagiertes Herumeiern und antiautoritäres Vernachlässigen ist.

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20 Aug.

„Mit besonderen Bedürfnissen“ in die Welt!

Als ich zur Schule ging, habe ich die Vokabel „disabled“ für „behindert“ gelernt. Gestern sollte ich meinen Sohn in Englisch abfragen, und in seinem Buch steht stattdessen der Ausdruck „with special needs“. Das brachte mich zum Nachdenken und nachlesen. Wie in vielen Bereichen gibt es auch hierzu spannende Diskussionen: Was ist der passende Asudruck? Was beschreibt das Gemeinte treffend, ohne verletzend zu sein? Sind alle Gemeinten miterfasst?

Handicapped, physically challenged, people with disabilities, mentally challenged – etliche Ausdrücke sind mir da begegnet, wurden mir Pro und Contra betrachtet, und die Diskussion will ich hier gar nicht weiterführen. Mir blieb einfach das „with special needs“ so hängen – mit besonderen Bedürfnissen.

Warum?

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10 Aug.

Danielle Graf und Katja Seide: „Das Geschwisterbuch“

(Vorwort: Jaja, eigentlich heißt das Buch, von dem ich berichten möchte, „Das gewünschtestes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Das Geschwisterbuch“, aber wer will so eine lange Überschrift, und außerdem reicht bei anderen Büchern auch die kurze Version, um zu wissen was gemeint ist: DAS SCHLAFBUCH kann ja zum Beispiel eigentlich nur „Schlaf gut, Baby!“ meinen.)

Ich durfte bereits „Das Geschwisterbuch“ von unseren Vereinsmitgliedern Katja und Danielle (Beltz Verlag) lesen und habe dies mit den Augen der Familienberaterin getan sowie mit dem Blick als Mama.

sAchtsam Hummel liest

Die Familienberaterin in mir sagt kurz und knapp:

„Das Buch ist ein Geschenk!“

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09 Aug.

Was lange währt…

Schlafen war irgendwie schon lange so gar kein Thema mehr in unserer Familie, irgendwie aber halt doch. Wir legten uns abends zu dritt ins Bett, ein Mildikind links im Arm, das andere rechts, und dann schliefen beide in Nullkommanix ein und die ganze Nacht durch. Im Grunde hatte das hier niemanden gestört, wenn sie nicht schon „so groß“ wären. Da will man dann eben auch mal bei seiner Freundin übernachten und bisher hatte das zumindest bei der Kleinen noch nie geklappt. Ohne Hardcorekuscheln mit maximalem Körpereinsatz meinerseits war an Einschlafen nicht zu denken und jeder gescheiterte Versuch von vielen Tränen begleitet.

Das sollte sich jetzt ändern. Das Mildimädchen wollte das schaffen, wollte so sein wie die anderen, wollte endlich mit weniger Mama auskommen. Gar nicht so einfach, wenn man so gefühlsstark und sensibel ist und eben einfach ganz viel Mama braucht!

Wie das bei mir damals genau war, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich nur noch ans alleine Einschlafen erinnern und wie doof ich das als Kind fand. Wie ich nachts, wenn ich aufwachte, meine Decke mitnahm und mich neben das Bett meiner Mutter legte, um wenigstens in ihrer Nähe zu sein. In ihr Bett zu klettern habe ich mich nicht getraut. Schlafen bedeutete für mich Einsamkeit und ganz viele Ängste und nicht das zu bekommen, was ich gebraucht hätte. Für meine Kinder soll das so nicht sein.

Wir gingen deshalb in ganz kleinen Schritten vor. Jeden Abend ein bisschen weniger Mama. Erst blieb ich nur noch direkt neben ihr liegen, dann rutschte ich immer weiter weg, bis ich schließlich am Bettrand saß bis sie eingeschlafen war. Das ging problemlos. Schwieriger war die nächste Stufe, nämlich auf dem Stuhl neben dem Bett zu sitzen. Für sie war damit die Distanz zu groß, aber schaffen wollte sie es unbedingt. Irgendwann stand der Stuhl neben der Tür und sie konnte mich weder sehen noch atmen hören. Da erzählte ich ihr vom Dosentelefon, das wir in meiner Kindheit mal gebaut hatten (und das nie wirklich funktionierte, aber psssssst!). An jedes Ende einer langen Schnur wurde eine Dose geknotet und beim Reinsprechen der Schall übertragen und man konnte miteinander reden. Die Idee fand sie cool und weil sie ja aber schlafen und sich nicht unterhalten wollte, entstand die Idee der „Bindungsschnur“. Ein Wollfaden, der unsere Bindung symbolisierte, war die Lösung! Ein Ende band sie sich ums Handgelenk, das andere hielt ich in der Hand und so blieben wir in Verbindung. Schließlich konnte ich sogar meinen Kram in der Küche erledigen, während das Mildimädchen alleine einschlief. Nur dass die Schnur während dessen ans Regal geknotet und nicht in meiner Hand war, erzähle ich ihr (vorerst) lieber nicht.

Gestern war es dann so weit. Wir sind wieder mal im Allgäu bei unseren Freunden und diesmal nahm sie sich fest vor, es durchzuziehen und nicht mit mir im Gästezimmer zu übernachten. Und weil eine Schnur quer durchs ganze Haus ziemlich unpraktisch ist, setzte ich mich vorher noch an die Nähmaschine. Ein Herz, gefüllt mit Watte und Mamaliebe, ist jetzt ihr Schlafbegleiter und sie nahm es mutig mit ins Bett. Und was soll ich sagen? Sie hat es geschafft! Die erste Nachthälfte hat sie bei ihrer Freundin geschlafen und kam dann sehr geknickt zu mir ins Bett gekrabbelt. Sie war traurig, weil es nicht gleich die ganze Nacht geklappt hat. Aber hey, das ist doch egal! Es ist ein Riesenerfolg, ein Meilenstein, und ich bin irre stolz auf mein großes Mädchen! Das kann sie inzwischen auch so sehen und wagt es diese Nacht gleich nochmal.
Ohne Tränen, ohne Angst, dafür mit Geduld, mit Verbundenheit, mit ein bisschen Schubsen an der richtigen Stelle und mit einem Stück Schnur haben wir das gemeinsam hinbekommen.