20 Sep

„Die haste aber gut hingekriegt!“

„Die haste aber gut hingekriegt!“ – ein Satz, der erst einmal gefällt. Aber wann wird er zu einem Elternteil gesagt? Zum Beispiel nach dem gelungenen Schulabschluss eines Kindes, wenn die 5-jährige sich überschwänglich und mit gewählen Worten beim Opa für ein Geschenk bedankt, der 8-jährige ohne Aufforderung den Tisch abräumt, der 13-jährige eine Tanzperformance gezeigt hat… Jaaaa, da kann man stolz sein!

Kann man, darf man. Sich freuen. Übers Kind.

Aber ich sehe auch, dass das zum einen oft gesagt wird, wenn eine gesellschaftlich anerkannte Leistung gezeigt wird, oder aber wenn eine Anpassung an Konventionen erfolgt. Beides an sich ist auch erst einmal nicht Negatives. Vor allem wenn Leistung oder Anpassung nicht aus Druck und Zwang heraus erfolgt sind, sondern durch Empathie, Mitgefühl, Offenheit, Sicherheit oder aber auf Grund von gesunder Individuation – weil es immer schon so im Kind steckte.

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31 Dez

Mein Kind WILL nicht!

Immer wieder begegnet mir die Frage, was man denn tun kann, wenn das eigene Kind etwas partout nicht will. Dies fragen Eltern von Kindern in ganz unterschiedlichem Alter: 1, 5, 8, 13 Jahre… Und dann fällt mir jedes Mal ein, dass das eine der ersten Fragen war, die wir unserer Lehrerin im Fach Erziehungswissenschaften gestellt haben. Was macht man da? Wenn ein Kind nicht die Hand geben möchte? Wenn ein Kind nicht aufräumen will? Wenn ein Kind den Pullover nicht tragen mag? Wenn ein Kind nicht alleine schlafen will?

Die Antwort war ganz einfach – ich verrate sie gleich.

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23 Jun

Unerzogenes Leben – Selbstaufgabe?

Sind „unerzogen“, „nicht erziehen sondern das Kind begleiten“, und auch „Attachment Parenting“ wirklich einfach mit Chaos gleichzusetzen? Mit Selbstaufgabe der Eltern? Und schaffen sie die „Tyrannen“ von Morgen?

Wenn Dein Kind auf dem Sofa springt, und es ist okay für Dich (Hey, das ist eh oll. Oder hält es gut aus.), wenn Dein Kind mit Fingerfarbe auf die Wände malt, und es ist okay für Dich (Bunt ist schön!), wenn Dein Kind das Auto mit Sand aus seinem Schuh vollkippt, und es ist okay für Dich (Saugen wir nächstes Mal raus. Stört keinen!) – dann

  • kannst Du es ruhig so zulassen,
  • dann kannst Du das Kind es selbst sein lassen,
  • dann hat es genug Wurzeln bekommen, um sich frei für solche Wege entscheiden zu können,
  • dann bekommt es von Dir Begleitung und vor allem Flügel, m seinen Weg zu gehen,
  • dann stehst Du größer, liebevoll, weiser daneben, hast Dir alles gut überlegt und Ihr seid in guter Verbindung.

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29 Jan

Deine Kinder sind also perfekt?

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich als pädagogische Beraterin und Familienbegleiterin arbeite oder auch dass ich Elternkurse leite und Mitglied im Verein Bindungs(t)räume bin, kommt öfter mal die Aussage, dann müssten meine Kinder ja perfekt sein und immer brav – mit einem angeschlossenen Augenzwinkern und der Frage, ob ich sie nicht mal mitbringen und vorführen möchte, oder ob ich etwa Angst hätte, dass etwas schief laufen könne. Ja tatsächlich: so und ähnlich habe ich es oft gehört.

Dahinter steckt ein großes Missverständnis, das unbewusst in vielen Köpfen wohnt: man müsse nur die richtigen Verfahren kennen und anwenden, und dann würde alles wie am Schnürchen laufen. Dann würden gar alle nach der eigenen Pfeife tanzen. Margarinewebung. Friede Freude Eierkuchen. Keine Konflikte, kein Stress – keine sich wiedersetzenden Kinder.

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09 Mai

Gemeinsam finden wir Dein Glück – nicht meins!

Unsere Kinder werden immer wieder Dinge probieren und beginnen, die nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr bringen, sondern zur Herausforderung werden. Oder sie werden sich Dinge vornehmen, auf die sie keine Lust mehr haben, wenn es dann soweit ist.

Je nach Naturell werden die einen dann sofort aufgeben bzw. nicht hingehen wollen, die anderen werden uns vielleicht erstmal um Hilfe bitten, aber dann auch tendenziell eher ein Ende suchen, und wieder andere werden sich langwieriger durchbeißen – Unterschiede, wie man sie bei uns Großen auch findet.

Wie kann unsere Elternrolle aussehen, wenn unser Kind aufzugeben scheint und in einem Moment die Lust auf etwas anderes größer ist als das Durchbeißenwollen? Vor dieser Frage steht man gar nicht selten: zieht man den Schwimmunterricht bis zum Ende durch trotz Schwierigkeiten, ist es nur Missmut oder ist es Angst, geht man wieder und wieder zur Klavierstunde trotz Unlust, trifft man sich nochmal mit der nicht so gut passenden Freundin, fährt man zur Geburtstagsfeier trotz der netten Zeit gerade im Garten…?

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02 Feb

„Anders lernen sie es nie!“ – Nein? Wie Strafen sich zwischen uns und unsere Kinder stellen

Da blättert man nichtsahnend in einer kostenlos ausliegenden Elternzeitschrift, öffnet einen der vielen Newsletter, die von verschiedenen Firmen hier eintrudeln, unterhält sich mit einer bekannten Mutter, die man meint recht genau einschätzen zu können – und überall begegnet einem unerwartet das Thema „Bestrafung von Kindern“, ausgemalt in schönsten Farben. „Ungute Gefühle in Bezug darauf“ solle man ablegen (oh, wie das ans Thema „Schlafprogramme“ erinnert), und man dürfe „ruhig kreativ werden“ beim Erfinden möglichst fürchterlicher, wirksamer Strafen, die auch lange in Erinnerung bleiben. Die Tipps und der Wortlaut erinnern manchmal an das Training in einer Hundeschule, manchmal auch ans finstere Mittelalter.

 

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21 Jan

Heute kam ein Riese heim!

Als mein erstes Kind 4 Jahre alt war, wurden um mich herum alle hektisch: „Du musst ihn zum Schwimmunterricht anmelden, sonst bekommt er keinen Platz im nächsten Jahr! Und mit 5 muss man spätestens starten!“ Ich ließ mich mitziehen von diesem Tross, meldete ihn an bei den überfüllten Vereinen, landete auf einer langen Warteliste und wurde ein Jahr später angeschrieben, dass wir nun endlich kommen dürften.

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02 Jan

Fremdeln / Achtmonatsangst

„Wenn Du das Baby immer nur auf Deinem Schoß behältst, kann es ja auch gar nicht lernen, sich an andere zu gewöhnen. Jetzt gib es doch mal herum!“

„Das muss ja ein kleiner Narziss werden, wenn Du auf jedes Weinen gleich so reagierst und ihn hochnimmst, sobald jemand Fremdes ins Zimmer kommt!“

Immer wieder stoße ich in Gesprächen auf diese Themen, Phrasen und Fragen. Die Phase des Fremdelns ist weniger bekannt, als es mir bewusst war. Viele Eltern beschäftigen sich damit, wenn sie die ersten Anzeichen dafür bei ihrem Baby wahrnehmen, aber ihr Umfeld ist oft trotzdem noch sehr unaufgeklärt.

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28 Okt

Zwang ist ein Irrweg

So ziemlich jeder von uns würde sich wundern, vielleicht erst noch ungläubig lachen, dann nachfragen und schließlich wohl sogar einschreiten – wenn jemand seinem gerade mal frisch robbenden Baby sagen würde: „Steh auf und Lauf.“, es aufstellen und anstubsen würde in der Erwartung, dass es irgendwann loslassen müsse, wenn man es nur oft genug probiere, wenn man nur laut genug schimpfe, wenn man nur ein spannendes Spielzeug zur Belohnung auf den Tisch in drei Metern Entfernung legen würde. Irrsinnig! Weiterlesen