05 Okt.

Ich bin nicht Deine Kurve!

„Ich gehe heute ohne das Schwimmshirt ins Wasser!“ – dieser Satz bedeutete unglaublich viel für die Mutter des Kindes, von dem ich berichten möchte. Wie häufig klagen wir den Druck an, den die Medien uns Erwachsenen machen hinsichtlich des perfekten Körpers? Wie oft machen wir uns Sorgen um unsere Teenies, die das schon dazu bewegt, sich falsch zu ernähren, fürchterliche Selbstbilder zu entwickeln oder gefährliche Prioritäten in ihrem Leben zu setzen. Aber auch unsere kleineren Kinder kann der Themenbereich Körper / Maße / Ernährung / Perfektionsgedanken bereits betreffen – sogar wenn man selbst ganz weit weg davon ist. Unerwartet steckt man mitten drin, viel zu früh. Weiterlesen

26 Sep.

Was ist Gewalt? – Teil 2

(Fortsetzung zu Was ist Gewalt? – Teil 1)

Perspektivwechsel

Was ist Gewalt? – Ich kann es für mich und für alle mir erdenklichen Situationen auch nicht immer eindeutig beantworten. Aber mir geht es hier ja vor allem um das Sensibilisieren im Austausch miteinander und Begleiten anderer Eltern, damit man sich dreimal überlegt, ob man zu dieser Vokabel greifen sollte, oder sein Argumentationsziel – ein Anregen zum Nachdenken – nicht doch anders erreichen kann. Und: ob man nicht selbst vielleicht auch nochmal überdenken sollte, ob sein eigener Standpunkt allgemeingültig ist! Weiterlesen

25 Sep.

Was ist Gewalt? – Teil 1

Erst diese Woche sprach mich wieder eine Mutter an, dass sie manchmal das Gefühl habe, die heutige Flut an Informationen in Büchern, Blogs und Zeitschriften und die Menge an Austauschmöglichkeiten im Netz sei nicht einfach nur bereichernd im Sinne von „Online-Clan“, sondern würde vor allem oft verunsichern und Themenbereiche erst problematisieren, die sie vorher gar nicht als problematisch aufgefasst habe. Sie würde beginnen, sich über Dinge Gedanken und Sorgen zu machen, die sie ohne die Lektüre einfach mit gutem Bauchgefühl bewältigt hätte und die ihr nicht ansatzweise als bedenkenswert in den Sinn gekommen wären, was bei vielem wohl auch gut gewesen wäre.

Muss man wirklich drüber nachdenken, ob man selbst nur seinem Kind etwas zum Geburtstag schenkt oder auch allen Geschwistern, damit es ja keine Enttäuschung gibt? Muss man immer aufpassen, dass man sich seinem am Boden liegenden Baby niemals so nähert, dass es den Hals überstreckt und über Kopf gucken muss? Muss man immer das akkurat messende, neumodische Badethermometer zur Hand haben oder reicht bei einer spontanen Planschorgie nicht einfach die Hand als guter, gesunder Ratgeber? Muss man sich Vorwürfe machen, weil man beim Stillen am Smartphone gelesen UND lauthals gelacht hat…und das Baby sich verschluckt hat?

Ich verstehe sie sehr gut und versuche im Austausch mit den Müttern, die ich begleite, immer Sicherheit mitzugeben. Lesen, Clan, Information – das kann Gold wert sein; es kann rückenstärkend wirken, Input geben für Diskussionen mit Menschen, die einem vorschreiben wollen, wie man mit seinem Kind doch bitteschön umzugehen hat – aber es kann genauso das Gegenteil bewirken! Verunsichern, überfordern, geradezu in Panik versetzen und Ängste schüren.
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19 Sep.

Dein Trennungskind – braucht Dich!

Ich bin’s: das Trennungskind.

Eine Tatsache in meinem Leben, die ich schon mehrfach als abgehakt betrachtet hatte. „Jetzt bin ich durch damit. Jetzt macht das nichts mehr mit mir.“ Und dann holt es mich doch wieder ein. – Dies wird sicher einer meiner persönlichsten Texte.

Ich werde jetzt 40. Die Trennung meiner Eltern liegt über 30 Jahre zurück. Viele Momente aus dieser ersten Zeit sind in mein Gedächtnis eingebrannt, während vieles andere verschwunden zu sein scheint, und haben mein schüchternes, stilles Kinderwesen mitbestimmt. Als ich in der Oberstufe in einer Klausur einen wissenschaftlichen Text zum Thema Scheidungskinder bearbeiten musste, konnte ich das kaum, weil ich mich immer gefragt habe: „Bin ich auch so?“

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15 Sep.

Brauche ich einen Babykurs?

Wenn über Babykurse gesprochen wird – Massage, Schwimmen, PEKiP, Einfach Eltern, Kanga, DELFI, Krabbelgruppe, Babysignal, was auch immer der Markt so hergibt – dann hört man meist zwei Meinungen: 1) das war ganz großartig, die Kontakte habe ich heute noch, oder 2) das war fürchterlich, nur Wettkampf, da bin ich schreiend rausgerannt. Beides in verschiedenen Abstufungen. Schwangere und frisch gebackene Neumütter, die meist diejenigen sind, die mit den Babys erstmal zu Hause sind und überlegen, ob sie einen Kurs besuchen sollen oder nicht, und im Privaten oder in Foren herumfragen, bekommen diese Berichte zu hören und wissen immer noch nicht weiter. Ich möchte das Thema anders angehen.

Ich gebe selbst Kurse, und man könnte meinen, dass ich deshalb natürlich versuche, jedem zu sagen, er möge bitte sein Geld dorthin tragen. Aber so sehe ich das wirklich nicht. Ich bin selbst Mutter von drei Kindern und kann es von beiden Seiten beurteilen. Weiterlesen

05 Sep.

Ich habe nicht aufgepasst!

„Nei‘! Lass! Nei‘!“ Unsere Tochter schimpfte im Nachbarzimmer mit ihrem großen Bruder. Wir sahen die beiden nicht, nahmen aber an, dass er sie – wie üblich – zankte, und riefen aus der Küche, er solle sie in Ruhe lassen, doch er entgegnete verzweifelt, das tue er nicht! Genervt stampften wir zu den Kindern – und entdeckten, was unser Sohn Großartiges tat: er hielt seine Schwester fest! Sie war nämlich auf die Fensterbank geklettert. Am Fenster, das wir offen gelassen hatten, sperrangelweit. In ihrem Kinderzimmer.

Sie war wieder hineingeschlüpft, das hatten wir gesehen; aber wir hatten nicht an das Fenster gedacht. Wir hatten einen schlimmen Fehler gemacht! Das hätte furchtbar ausgehen können.

Alle Familien, mit denen ich arbeite, alle Bekannten und Freunde, die ich schon kannte, als ihre Kinder im Baby- oder Kleinkindalter waren, haben mir irgendwann davon erzählt: Ihnen ist „etwas passiert“, ein Fehler unterlaufen, sie haben „nicht richtig aufgepasst“, das Kind hat sich verletzt, ist aus dem Bett gefallen, hat sich beim Krabbeln üben ganz schlimm den Kopf gestoßen, bei den ersten Schritten am Wohnzimmertisch entlang plötzlich den Kopf an der Tischplatte angeschlagen, oder – ganz furchtbar – ein Tasse vom Tisch gezogen und verbrüht. Oder oder oder.

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06 Juli

Wem die Stunde schlägt… – Was braucht mein (Vor-)Schulkind?

Zurzeit werde ich am häufigsten mit Fragen zu den Bereichen Einschulung, Vorschulalter, „Zahnlückenpubertät“, Schulwahl, erstes Schuljahr, Klassenkameraden, Klassenlehrer und diesem ganzen Feld konfrontiert. Die Unscherheit ist groß, Ängste sind da, Sorgen – tatsächliche und von außen herangetragene. Ich habe mit vielen Familien gesprochen, verschiedene Kinder kennengelernt, bin ganz unterschiedlichen Temperamenten begegnet und sehr verschiedenen Fragestellungen.

Anfangs waberte in meinem Kopf die nebulöse Idee, ich könnte einen Text darüber verfassen, was beispielsweise die kognitive und emotionale Entwicklung mit 5, 6, 7 Jahren in etwa anbelangt, wie weit Kinder dies und das schon können und wo sie leicht überschätzt oder auch unterfordert sein können, wie man ihnen begegnen und helfen könnte – vielleicht hinsichtlich der Impulskontrolle und der Selbstregulation, der Kooperation oder der Kommunikation mit Gleichaltrigen.

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22 Mai

ROOOOAAARRRRR! – Löweneltern brauchen wir.

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich es zuerst geschrieben habe … da ging es um mich und wie ich mich empfunden habe. Es war ein Moment der Erkenntnis:

„Ich war eine Löwenmama!“

Mir waren alle anderen egal – ich habe nur mein Kind gesehen und gekämpft.

Und inzwischen schreibe und sage ich es ganz oft zu anderen Eltern: „Sei stark, trau Dich, schau nur auf Dein Kind! Steh hinter ihm, sei eine Löwenmama / ein Löwenpapa! Sag, was es braucht. Sag klar und deutlich, was Ihr wollt! Sag, dass Du es liebst, egal, was los ist, egal, was es vielleicht gemacht haben mag.“

Ich habe ein ganzes Stück Weg gebraucht, aber bin mit meinen Kindern wunderbar da hineingewachsen. Sie haben mir gar keine andere Möglichkeit gelassen. Diese kleinen Wesen, die noch nicht selbst für sich sprechen und einfordern können. Die erst nur weinen und schreien, dann durch Gesichtsausdrücke, Wutanfälle, Schubsen oder Beißen, „unangepasstes Verhalten“, sogenanntes „Sich-nicht-an-Regeln-Halten“ und Auffallen zeigen, dass etwas nicht stimmt. Die dann in der Außenwelt immer wieder auf Unverständnis treffen.

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