14 Feb.

Die 100 besten Tipps für Babys Schlaf und wieso sie nicht funktionieren

D-Von ist keine 11 Monate alt. Das hat unglaublich viele wunderbare Vorteile und er hat unzählbar viele tolle Eigenschaften. Zum Beispiel gehört er zu den besonnensten und ruhigsten Menschen, die ich kenne. Ich liebe sein Strahlen über Kleinigkeiten, seine stete gute Laune und vor allem – vielleicht am meisten – dass für ihn einfach nichts ein Problem ist. Wirklich nichts! Wenn wir mal zu spät vom Spielplatz kommen und er ein paar Minuten zu spät ins Bett geht – kein Problem. Ein Wochenende bei Freunden in völlig ungewohnter Umgebung – kein Problem. Früh aufstehen – kein Problem. Draußen sein, drinnen sein, warm, kalt, nass, trocken, immer nur machen was der Bruder will, 5 laute Wutanfälle des Bruders am Tag – alles kein Problem. Das lächelt er weg. Es gibt keinen Punkt (außer Popel entfernen) auf unserer Tagesliste, der ihn stört, ängstigt oder sonst wie Tränen verursacht. Nichts bringt ihn aus der Fassung, er ist ein Bilderbuchkind. Bis auf ganz genau ein winziges Detail: er schläft nicht.

Und mit „er schläft nicht“ meine ich nicht einfach nur nicht durchschlafen und schlecht einschlafen, das ist bei Babies nun mal so und das dauert auch, bis sich das von alleine legt, weiß ich aus Erfahrung.

Nein, er schläft nicht, zumindest keinen erholsamen Schlaf.

Ich hatte bereits berichtet, dass ich Stunden damit zubringe, ihn immer wieder in den Schlaf zu begleiten, denn er wird ständig wach. Kleinste Geräusche, Änderungen, Bewegungen wecken ihn. Wir haben uns auf 45 Minuten alleine irgendwo liegen gekämpft und zwar nicht mit Foltermethoden á la Kast-Zahn und Ferber, nein, mit Tragen und streicheln und der richtigen Musik und viiiiiiel Vertrauen. Das betrifft ja ohnehin nur den Tagschlaf, denn wir schlafen ja alle im Familienbett. Doch auch nachts verschafft mir das keinen engelsgleichen achtstündigen Schlaf – nein, jede Bewegung, jedes Nase-hochziehen, jedes Kratzen könnte ihn wecken. Und in manchen Nächten verbringe ich dann einfach ein oder zwei Stündchen im Kinderzimmer, verfluche die Zeitverschwendung und das schlaflose Babyjahr und denke zurück an die vergangenen, mittlerweile 3 Jahre, in denen ich keine eine Nacht durchgeschlafen habe. Und das ist nicht übertrieben. Ihr erinnert euch: 19 Monate Abstand. Als D-Von kam, hat Bubba Ray noch nicht durchgeschlafen. Und als er es tat, mit 24 Monaten, ziemlich genau, ging es von vorne los. History repeats itself.

Also. Was tun?

Mit dem ersten Sohn saß ich also in Krabbelgruppen, Elterntreffs und manchmal auch vorm Laptop, auf der Suche nach Tipps, wie ich denn nun mein Baby zum Schlafen bekommen würde. Das Netz ist voll mit Listen, Ratgebern, Foren, Facebook-Gruppen – das Thema ist in aller Munde. Bubba Ray war ein besonders krasses Exemplar, denn eigentlich war jede Nacht der ersten zwei Jahre schlaflos. Mal mit Albträumen, mal mit Nachtschreck, mal einfach nur um laufen zu üben.

Also fing ich an, an meinem Kind herumzudoktorn, in der Hoffnung, ich könne es irgendwie dazu bringen, zu schlafen. Ich zähle mal grob auf:

1.) Mit Licht an schlafen.
2.) Das Licht ausschalten.
3.) Aufstehen
4.) Auf keinen Fall aufstehen
5.) Stillen
6.) Nicht stillen
7.) Nuckeln
8.) Nicht nuckeln
9.) Schnuller
10.) Kein Schnuller
11.) Jeden Tag feste Rituale
12.) Auf Rituale verzichten und aus dem Trott ausbrechen
13.) Jeden Tag zur selben Uhrzeit rein und den Abend einläuten.
14.) Bringt eh nix, also weiter spielen
15.) Das Kind sich selbst regulieren lassen
16.) Das Kind beim Runterkommen begleiten
17.) Das einschlafen begleiten
18.) Alleine einschlafen lassen
19.) Im eigenen Bett an unseres angebaut schlafen lassen
20.) Im Familienbett schlafen
21.) Neben Papa schlafen
22.) Neben Mama schlafen
23.) Im eigenen Zimmer schlafen
24.) Im Schlafzimmer schlafen
25.) Mit Musik einschlafen
26.) Ohne Musik einschlafen
27.) In einer Woche alles versuchen
28.) In der nächsten Woche nichts mehr tun
29.) Abends viel essen
30.) Abends wenig essen
31.) Hafermilch aus der Pulle im Bett
32.) Dann auf dem Sofa
33.) Dann gar nicht mehr
34.) Bücher vorlesen
35.) Keinen neuen Input geben
36.) Toben
37.) Bloß nicht toben
38.) Leise spielen
39.) Laut spielen
40.) Tanzen
41.) Bloß nicht tanzen
42.) Musik an
43.) Musik aus
44.) Baden
45.) Nicht baden
46.) Massieren
47.) Nicht massieren
48.) Ein bestimmtes Ritual, gemeinsam mit dem anthroposophischen Kinderarzt entwickelt, das ihn abends Erden soll
49.) Das über Bord werfen
50.) Homöopathische Mittelchen
51.) Die in den Müll werfen
52.) Untersuchungen beim Heilpraktiker, die sehr teuer und…
53.) Sinnlos waren. Weglassen.

Soll ich eigentlich noch weiter machen? Ich könnte. Da gäbe es noch einiges. Aber soll ich euch mal sagen, was davon was gebracht hat?

Nix.

Nee. Richtig gelesen. Nichts. Keine der oben genannten Maßnahmen haben in irgendeiner Form dazu beigetragen, dass mein hochsensibles Kind, sein Filter, der einfach nicht funktioniert und ihn am Tag zu viel aufnehmen lässt, die gleichzeitigen Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren und runter zu fahren und seine hohe Intelligenz, die ihm quasi verbietet, Dinge einfach abzutun sondern sie eben ganz genau verstehen und beherrschen zu wollen, was wiederum dazu führt, dass er vom Tag schlechter Abschied nehmen kann, schlief. Geschweige denn durchschlief.

High Need Babies, hochsensible Kinder, schlafgestörte Kinder, Schreibabies, Schreikinder, 24-Stunden-Kinder – W H A T E V E R.Man kann dem Kind so viele Namen geben wie man will, am Ende des Tages bedeuten alle Überschriften das Gleiche: solche Kinder sind eben nun mal nix für nur so nebenbei. Ist übrigens kein Kind, mal davon ab. Wer sich sowas wünscht und lieber schlafen möchte, dem empfehle ich einen Hund. Die schlafen wirklich sehr gern und viel.
Klar, es gibt Kinder, die deutlich weniger Schwierigkeiten haben, im Leben anzukommen und eben solche, die nicht einfach ankommen, ihren Platz in der Familie einnehmen und gut isses.

D-Von ist übrigens so ein Kind. Ein Ankommen-und-Platz-einnehmen-Kind. Eins, für den einfach nichts ein Problem ist. Ein völlig unkomplizierter kleiner Junge. Ganz weit davon entfernt, hochsensibel, High Need, Schreibaby oder wasauchimmer zu sein. Einfach ein Baby, das mitmacht und sich nicht beschwert und das trotzdem nicht schläft und ich sag euch jetzt auch woran das liegt, Achtung:

WEIL BABIES EBEN NUN MAL NICHT SCHLAFEN.

Ich freue mich schon auf die Kommentare von Eltern, deren Kinder problemlos nach wenigen Wochen oder Monaten geschlafen haben, wirklich! Denn ich gönne es euch von Herzen, aber seid euch auch bewusst, dass das eben nun mal nicht die Regel ist. Und dass die Zahl der Babies, die gar nicht schlafen, nicht alleine schlafen, nicht alleine einschlafen, nicht durchschlafen, nur in der Trage schlafen, nur im Auto schlafen, nur mit XY schlafen, viel höher ist als die Zahl derer, die ankommen und pennen.

Warum wohl ist das das beliebteste Thema in Foren, Gruppen und Bücherregalen?

Die Thematik hat ihre Berechtigung, Schlafmangel ist Folter, dass Eltern diesen Zustand so schnell wie möglich loswerden wollen ist nur verständlich.

Aber ich hab leider keine Tipps für euch. Sorry. 😉

Letztendlich hat exakt eine einzige Sache geholfen, dem chronischen Schlafmangel und so mancher Schlafstörung, wie Nachtschreck (ganz ekelhaft übrigens, wünsche ich keinem Menschen auf der Welt!) entgegenzuwirken, ja, sie sogar zu verdrängen: die Zeit.

Als Bubba zwei Jahre alt wurde, wurden die unruhigen Nächte wirklich deutlich ruhiger.

Und zwar von ganz allein.

Er schlief plötzlich sehr souverän durch, tut das auch jetzt noch, außer einmal im Monat, bei Vollmond nämlich. Aber die Zeit war gekommen, er war bereit, konnte abends besser loslassen und hatte Wege entwickelt, die Reize des Tages besser zu verarbeiten. Er schläft alleine ein, auf eigenen Wunsch, ohne Input, mit kleinem Nachtlicht, mit nur einem einzigen richtigen Kissen, immer der gleichen Decke, immer dem gleichen Kuscheltuch, nichts davon darf je gewaschen werden – ach ja und die Vorhänge, die dürfen auf keinen Fall geschlossen werden, weil dort oben auf der Gardinenstange nämlich ein gruseliger Bär sitzt, vor dem er sonst Angst hat.

Ja bitte – wie soll das denn ein Baby kommunizieren, all diese Dinge, die so wichtig sind um schlafen zu können? Ist doch klar, dass das Jahre dauert, bis die doofen Eltern, die ständig das Licht ausmachen, tausend Geschichten vorlesen und selbst keinen Plan davon haben, was das Kind braucht, es endlich mal gecheckt haben! 😉

Schlafen ist schwierig. Wirklich sehr schwierig.

Und ich denke, wenn man diese Tatsache akzeptiert hat, ist die Chance, dass der Rest von allein kommt, gar nicht so klein. Und es kommt.von.allein. Versprochen!

In diesem Sinne: schlaft alle gut und wartet ab; auch wenn’s nervt. Aber wenn man nicht dauernd auf die Uhr guckt, geht die Zeit schneller rum.

……………

Kathrin Borghoff

Diesen Artikel habe ich bereits 2016 auf meinem Blog Ökohippierabenmütter veröffentlicht und nur etwas ergänzt. Den Originalartikel findet Ihr hier: Die 100 besten Tipps

Mehr von Kathrins wundervoller Arbeit rund um die FEBuB findet Ihr hier: Familienkonferenz für Elternschaft, Bindung und Beziehung

12 Feb.

Bindung, Bindung, Bindung – wieso ist das so wichtig?

Bindung hat immer zwei Richtungen; das Kind ist gebunden – an seine Bezugsperson(en), die ihrerseits Bindung ermöglicht/ermöglichen. In der Familie blicken wir hier auf Kind und Bezugsperson, i.d.R. Elternteil. Die Bezugsperson sollte feinfühlig erfüllen, was das Kind signalisiert: dass es Nähe, Hilfe und Trost braucht – oder dass es Zutrauen und Loslassen benötigt. Das ist ein sehr emotionaler Vorgang, in vielem unbewusst, in dem nicht nur der Erwachsene Akteur ist, sondern auch das Kind agiert und reagiert.

Wenn ein Kind nun als „sehr anstrengend“ empfunden wird oder als „merkwürdig“, also Signale aussendet, die uns oder dem Umfeld missfallen oder uns verunsichern, geht bei vielen Erwachsenen der Blick erstmal auf das Kind: Was stimmt nur mit ihm nicht? Was ist da los? Was hat es wohl erlebt, vielleicht mit den Freunden oder außerhäusigen Erziehern? Was muss es verarbeiten? Welche Phase ist das denn nun wieder??

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29 Jan.

Deine Kinder sind also perfekt?

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich als pädagogische Beraterin und Familienbegleiterin arbeite oder auch dass ich Elternkurse leite und Mitglied im Verein Bindungs(t)räume bin, kommt öfter mal die Aussage, dann müssten meine Kinder ja perfekt sein und immer brav – mit einem angeschlossenen Augenzwinkern und der Frage, ob ich sie nicht mal mitbringen und vorführen möchte, oder ob ich etwa Angst hätte, dass etwas schief laufen könne. Ja tatsächlich: so und ähnlich habe ich es oft gehört.

Dahinter steckt ein großes Missverständnis, das unbewusst in vielen Köpfen wohnt: man müsse nur die richtigen Verfahren kennen und anwenden, und dann würde alles wie am Schnürchen laufen. Dann würden gar alle nach der eigenen Pfeife tanzen. Margarinewebung. Friede Freude Eierkuchen. Keine Konflikte, kein Stress – keine sich wiedersetzenden Kinder.

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15 Jan.

Der sichere Hafen für unsere wütenden Matrosen

Ich weiß noch, wie ich mich gefühlt habe, als mein Kind mich zum ersten mal mit einem bitterbösen Wort betitelt hat und weggerannt ist. Eigentlich eher mich zur Hölle gewünscht hat. Und neue Eltern wollte. In mir tobte damals ein heftiger Kampf aus Verständnisaufbringen und Zutodebeleidigtsein.

Inzwischen weiß ich, dass eigentlich alle Eltern diese Momente kennen. Das Problem daran ist, dass bei etlichen das Beleidigtsein gewinnt. Sie nehmen das Gesagte persönlich. Sie nehmen ihrem Kind die gezeigte kalte Schulter, die Ablehnung übel.

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11 Jan.

Sprache ist mächtig

„Wer hat wohl mehr Lust, sich zu engagieren? Der, den der Chef anbrüllt & niedermacht – oder der, mit dem sich der Chef hinsetzt & überlegt, was gut & schlecht gelaufen ist & was man wie ändern könnte? Und da schimpfst Du immer noch Dein Kind aus, im Glauben, dass das hilft?“

(Tweet von @hummelfamilie)

Dieser Tweet wurde von vielen so verstanden, wie er gemeint ist, aber etliche haben ihn auch diskutiert, und da der Inhalt uns Bindungsträumern wirklich wichtig ist, soll an dieser Stelle nochmal genauer darauf eingegangen werden.

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06 Jan.

„Waren wir wieder zu laut, Mama?“

Eine dauerhafte Erkrankung ist für niemanden schön, weder für den Kranken, noch für die Angehörigen – aber eine besondere Herausforderung ist sie für Kinder, wenn ein Elternteil betroffen ist.

Ich habe drei Kinder und leide seit etwa 22 Jahren an starker episodischer Migräne. Am Ende der Pubertät fing es an, diffus, stark, häufig, fast jeden zweiten Tag.

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04 Jan.

Bindung ist ein Gummiband

Bindung ist ein Gummiband: mal ganz kurz, vor allem am Anfang, wenn wir sie noch aufbauen; dann mehr wie eine ganz lange Schnur, wenn wir unsere Flügel austesten. Aber immer wieder zieht uns das Band zurück. Wir brauchen die Sicherheit, die Wurzeln. Wenn es gut geht, hält sie auf diese Weise ein Leben lang!

Wurzeln

und

Flügel

Halt mich, trag mich, geh nicht weg!

Oh, lass mich: Herumrollen ist lustig!

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30 Dez.

Was war, was ist, was wird?

Schon wieder liegt ein Jahr hinter uns allen. 365 Tage voller Leben! Konntet Ihr Zeit finden, die Geschehnisse und Gefühle, die Veränderungen und Erwartungen Revue passieren zu lassen?

Wie fühlt es sich an: Ein Jahr voller Hektik, einfach zum Abhaken? Oder war es ein Jahr mit vielen Momenten zum Genießen und Erinnern, zum Wundern und Leben? Was ist aus Dir geworden, Deinen Kindern, Deinen Liebsten, Deinen Freunden? Schritte nach vorn oder zurück? Stolpern, fallen, vielleicht wieder aufstehen, losrennen?

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23 Nov.

Entspannte Eltern haben … es gut!

„Entspannte Eltern haben entspannte Kinder“ ist sowas von gelogen!

Entspannte Eltern können alle möglichen Kinder haben. Das Temperament bringen die Kinder schon mit – egal, auf welche Eltern sie treffen.

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21 Nov.

Confused Parenting and Housekeeping – „Ein Vater greift zur Flasche“ und mehr von Christian Hanne

Bindungs(t)räume steht dafür, Gedanken in die Welt zu tragen, die Eltern darin bestärken sollen, einen bindungsorientierten Weg mit ihren Kindern zu gehen. Attachment Parenting gilt als eine Grundlage unserer Arbeit, aber diese Basis ist sehr offen, sehr bunt gehalten! Es gibt nicht den einen Weg, sondern viele – alle auf der Basis von Bindung und Beziehung. Liebe und Kommunikation. Und Lachen, sehr viel Lachen! 😉

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