Sonntag ist bei uns, wenn jeder macht, was er will.
Für mich bedeutete das gestern, vier Stunden lang den Garten auf Vordermann zu bringen. Das kleine Mildikind war immer mal mit draußen, half mal bei ihrem eigenen Beet mit, suchte mal nach den Überresten einer im vergangenen Jahr beerdigten Maus, saß mal vor dem Fernseher, kehrte mal die Terrasse. Ganz so, wie es ihr in den Sinn kam.
Manchmal unternehmen wir auch etwas am Wochenende, aber das entsteht spontan, je nach Laune und Wetter. Der Große ist eh froh, wenn er keine Verpflichtungen hat wie beim Papa und in der Schule, und bleibt am liebsten zuhause.
In meiner Kindheit waren vor allem die Sonntage immer Zwangsveranstaltungen. Gemeinsame Spaziergänge, gemeinsames Hof kehren und Laub rechen, gemeinsame Mahlzeiten. Dabei war da aber gar nichts mit Gemeinsam im Sinne von Miteinander, von Augenhöhe, von Kompromissen, von Lösungen finden. Der Vater wollte am Sonntag das nachholen, was er die restliche Woche versäumt hatte und schaffte es doch nie, schon gar nicht emotional, die Mutter legte sowieso immer deutlich mehr Wert auf Leistung als auf Bedürfnisse. Die Eltern bestimmten und wenn, wie so oft am Wochenende, der Haussegen schief hing, bestimmten sie indirekt auch was passierte, weil sie dann stundenlang brüllten oder schwiegen und wir Kinder uns selbst überlassen waren.
Als mein großes Mildikind noch ein Baby war, dachte ich noch, ich müsse mein Kind nur nicht schlagen, dann wäre ich schon eine gute Mutter. Wie viel da sonst noch dranhängt, was Kinder emotional noch alles brauchen, um glücklich groß zu werden, davon hatte ich damals noch keine Ahnung. Erst beim zweiten Kind landete ich dann auf dem bindungsorientierten Weg, las ein Buch nach dem anderen und wurde immer trauriger ob all dem, was mir selbst alles verwehrt blieb und was damals, abgesehen von der physischen Gewalt, sonst noch alles schief lief.
Dass die Kinder und ich so entspannte, verbindende Familiensonntage haben, ist das Ergebnis von jahrelangem Austausch mit Therapeuten, Freunden, Gleichgesinnten, von Selbstreflexion, Auseinandersetzung mit dem inneren Kind, Literatur, Fortbildung, von Anschauen und Loslassen.
Es ist Arbeit, viel Arbeit. Und es lohnt sich.